Weißgerber warnt Union vor Missbrauch der Thierse-Debatte zum Zweck der Geschichtsklitterung
Archivmeldung vom 17.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit Zorn und Unverständnis hat der Mitorganisator der Leipziger Montagsdemonstrationen aus der Wendezeit, der SPD-Bundestagsabgeordnete Gunter Weißgerber, auf die politische Instrumentalisierung der Debatte um ein umstrittenes Zitat von Wolfgang Thierse (SPD) durch führende Unionspolitiker reagiert.
"Ich
kann die Entrüstung über das Zitat nachvollziehen, aber das darf
jetzt nicht zum Zweck der Geschichtsklitterung missbraucht werden",
sagte Weißgerber im Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung"
(Montag-Ausgabe).
Zuvor hatte CSU-Chef Erwin Huber auf einem CSU-Parteitag Thierse
"Charakterlosigkeit" vorgeworfen. "Er hätte die Meinungsfreiheit
nicht, wenn es nicht einen Helmut Kohl gegeben hätte." Der
CDU-Generalsekretär von Baden-Württemberg und Bundestagsabgeordnete
Thomas Strobl hatte Thierse auf einem Landesparteitag in Freiburg mit
den Worten attackiert: "Dabei würde dieser Herr Thierse heute immer
noch im Dunkeln - nämlich hinter Mauern und Stacheldraht - sitzen,
wenn nicht Helmut Kohl und die CDU die historische Chance ergriffen
hätten."
Weißgerber attestierte darauf hin die Unions-Politiker Huber und
Strobl: "Die haben ein stark reparaturbedürftiges Geschichtsbild. Die
europäische Freiheitsbewegung begann im Osten und nicht mit Helmut
Kohl. Der Altkanzler hat von Westdeutschland aus die Dinge nach 1989
ordentlich in die Hand genommen. Aber die Mauer fiel nicht durch die
Herren Strobl, Huber oder Kohl. Wir hatten in der Zone schon das
Licht der Freiheit, bevor Helmut Kohl eingreifen konnte. Spätestens
mit der legendären Leipziger Montagsdemonstration vom 9. Oktober
1989."
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung