Geplantes Verbot von Werkverträgen: Fleischwaren-Präsidentin zweifelt an Durchsetzungsfähigkeit
Archivmeldung vom 18.06.2020
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Freigeschaltet durch André OttSarah Dhem, Präsidentin des Bundesverbandes der Fleischwarenindustrie, ist skeptisch, dass das von der Bundesregierung angekündigte Verbot von Werkverträgen in der Fleischwirtschaft so umgesetzt werden kann. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) sagte Dhem: "Ich habe starke Zweifel, dass sich das Verbot bezogen auf nur eine einzige Branche so durchsetzen lässt."
Die Verbandschefin sagte, Werkverträge kämen nicht nur in Schlachthöfen, sondern auch in nachgelagerten Unternehmen der Fleischwirtschaft wie etwa Wurstfabriken zum Einsatz.
Werde der Werkvertrag verboten, stünden einige Unternehmen "vermutlich kurzfristig vor erheblichen Personalproblemen". Ihre Branche könne keine hohen Stundenlöhne wie beispielsweise Automobilhersteller zahlen, da könne die Fleischwirtschaft nicht mithalten. Dhem sagte: "Beim Handy guckt kein Mensch auf den Preis, beim Essen aber wird gespart. Und das ist der Grund, warum Fleischwirtschaft nicht so gut bezahlen kann wie andere Branchen."
Die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Fleischwirtschaft waren im Zuge der Corona-Krise in die Kritik geraten. In mehreren Schlacht- und Zerlegebetrieben war es zu massenhaften Ausbrüchen unter den Arbeitern gekommen. Viele von ihnen werden von Subunternehmen in die Betriebe geschickt und leben in Sammelunterkünften. Die Bundesregierung reagierte auf die Vorfälle und kündigte ein Verbot der Werkverträge speziell für die Fleischwirtschaft an.
Dhem sagte zu den Problemen: "Wir müssen da ganz klar etwas ändern. Es nervt mich einfach, dass es die Branche nicht schafft, Ordnung reinzukriegen." Schwarze Schafe in der Fleischwirtschaft machten immer wieder "mittelständischen, ordentlich arbeitenden Betrieben" das Leben schwer. Gute und einheitliche Kontrollen seien daher wichtig, so die Unternehmerin aus Niedersachsen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)