Özdemir kritisiert nach Anschlag und Ermordung des russischen Botschafters in Istanbul türkische Regierung
Archivmeldung vom 03.01.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.01.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttGrünen-Parteichef Cem Özdemir hat nach dem Terroranschlag in Istanbul scharfe Kritik an der türkischen Regierung geübt. "Die Türkei ist genauso im Fadenkreuz der IS-Terroristen wie ganz Europa", sagte er der "Heilbronner Stimme".
"Lange Zeit hat die Türkei unter Erdogan die Gefahr des Islamismus nicht ernst genommen. Im Syrien-Krieg ging sie sogar soweit, dass sie nach dem Motto `Der Feind meines Feindes ist mein Freund` islamistische Terroristen unterstützt hat und sie in der Türkei gewähren ließ." Eine Strategie, die den Hauptfeind des Landes in den Kurden sehe und dabei nicht bereit sei, "zwischen der gewaltbereiten PKK und der frei gewählten HDP-Opposition zu unterscheiden, wird sicher nicht erfolgreich sein", fügte Özdemir hinzu.
"Es zeigt sich jetzt aber auch, dass ein Polizeistaat zwar dafür sorgen kann, dass Friedhofsruhe herrscht, da sich niemand mehr trauen kann, etwas kritisches zu berichten oder zu sagen, aber mehr Sicherheit gibt es dadurch nicht im Land."
Die Ermordung des russischen Botschafters durch einen türkischen Polizisten belege, welches Klima mittlerweile innerhalb der Sicherheitsbehörden herrsche, so Özdemir. "Wer islamistischen Terrorismus bekämpfen will, muss selbst aufhören, islamistische Politik zu betreiben.
Nachrichten über kleine Kinder, die an Schulen nationalistisch und religiös aufgehetzt werden, sind Anlass für größte Sorge für die Zukunft des Landes. Eine solchermaßen orientierungslose Türkei erschwert die Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen mit der EU, obwohl wir darauf dringend angewiesen wären."
Quelle: dts Nachrichtenagentur