Kraft: SPD wird durch Steinbrück in Umfragen zulegen
Archivmeldung vom 25.10.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat die Auftritte von Ex-Finanzminister Peer Steinbrück in eigener Sache verteidigt. "Ich freue mich sehr, dass Peer Steinbrück mit seiner Kompetenz für die SPD in wirklich wichtigen finanz- und wirtschaftspolitischen Fragen die Fahne hochhält", sagte Kraft dem "Handelsblatt". "Und dass er das zusammen mit Helmut Schmidt tut, ist sehr positiv", unterstrich Kraft. Es werde der SPD helfen, in den Umfragewerten weiter zuzulegen.
Auch SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil verteidigte die Werbeoffensive: "Die mediale Präsenz von Peer Steinbrück nützt der SPD", sagte Heil dem "Handelsblatt". Peer Steinbrück unterstreiche die Kompetenz und Meinungsführerschaft der SPD in ökonomischen und finanzpolitischen Fragen. "Wir sind stolz, dass Helmut Schmidt einer von uns ist. Frank-Walter Steinmeier, Sigmar Gabriel und Peer Steinbrück teilen die grundlegenden ökonomischen Auffassungen von Helmut Schmidt", betonte Heil.
Baden-Württembergs SPD-Chef Schmid: Steinbrück "geeigneter Kanzlerkandidat"
In der innerparteilichen Debatte über den sozialdemokratischen Herausforderer von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Bundestagswahl 2013 hat der baden-württembergische SPD-Landesvorsitzende Nils Schmid eine deutliche Präferenz für den früheren Bundesfinanzminister Peer Steinbrück erkennen lassen. Schmid, der zugleich Landesfinanzminister in Stuttgart ist, sagte der Online-Ausgabe der "Bild-Zeitung": "Ich halte Peer Steinbrück für einen sehr geeigneten Kanzlerkandidaten." Der baden-württembergische SPD-Landeschef räumte zugleich ein: "Aber wann wer zum Kanzlerkandidaten ernannt wird, entscheidet die Partei zur gegebenen Zeit."
SPD-Fraktionsvize: Der Parteichef hat das erste Wort zur Kandidatenfrage
SPD-Fraktionsvize Axel Schäfer hat in der Frage der SPD-Kanzlerkandidatur gemahnt, die Spielregeln einzuhalten: "Peer Steinbrück ist wie Frank-Walter Steinmeier und Sigmar Gabriel ein hervorragender Kandidat. Das erste Wort dazu hat nicht der ehemalige stellvertretende SPD-Vorsitzende sondern der amtierende SPD-Vorsitzende", sagte Schäfer der "Rheinischen Post". Schäfer fügte hinzu: "Es ist gut, dass ein Sozialdemokrat und viele Journalisten sich zu dem Thema äußern, es wäre noch besser, wenn sich 500.000 Sozialdemokraten und wie in Frankreich mehrere Millionen Wählerinnen und Wähler dazu äußern würden."
Parteienforscher: Schmidts Werben für Steinbrück führt zu Vorentscheidung
Das Werben von Altkanzler Helmut Schmidt für eine Kanzlerkandidatur des früheren Finanzministers Peer Steinbrück (beide SPD) könnte nach Einschätzung des Parteienforschers Gerd Langguth eine Vorentscheidung in dieser Frage herbeiführen. "Dass sich jetzt Helmut Schmidt im Stile eines Gerontokraten im ,Spiegel für Steinbrück stark macht, zeigt, dass faktisch der parteiinterne Wahlkampf von Steinbrück bereits begonnen hat. Er lässt nicht locker, seine Partei unter Druck zu setzen, mit Hilfe des Altkanzlers", sagte der Professor an der Universität Bonn "Handelsblatt-Online". "Doch wenn sich ein Politiker bereits zwei Jahre vor den Wahlen zum Kanzlerkandidaten ausruft, unterschätzt er möglicherweise, dass es sich hier um eine lange Zeit handelt, in der er auch entzaubert werden kann." Ein erster Beleg hierfür sei kürzlich Steinbrücks Auftritt im Deutschen Bundestag gewesen, als er mit Mühe versucht habe, Kanzlerin Angela Merkel herauszufordern.
Steinbrück werde zwar als der für Merkel gefährlichste Gegner angesehen, weil er Stimmen aus der Mitte der Gesellschaft holen könne. Aber ob er der am besten geeignete Kanzlerkandidat der SPD sei, hänge davon ab, wie geschlossen die SPD ihn als Partei unterstütze. "Im Endeffekt dürfte derjenige SPD-Kanzlerkandidat werden, dem die besten Chancen für einen Machtwechsel zugetraut werden. Dann dürfte auch die Linke in der SPD nicht in der Lage sein, Steinbrück zu verhindern", sagte der Politikwissenschaftler. "Die Frage ist aber, wie stark dann die Unterstützung der SPD als Gesamtpartei für Steinbrück sein wird."
Langguth gibt zudem zu bedenken, dass Steinbrücks Stern sinken könnte, sofern sich eine Lösung der Euro-Krise abzeichnet: "Je länger die Finanz- und Euro-Krise dauert, umso besser ist das für einen potenziellen SPD-Kanzlerkandidaten Steinbrück. Deshalb dürfte es im Merkelschen Interesse sein, wenn sich im Falle der Euro-Krise bald eine effektive Lösung abzeichnete", sagte er.
Quelle: dts Nachrichtenagentur