GEW kritisiert Bund-Länder-Initiative für leistungsstarke Schüler
Archivmeldung vom 28.11.2016
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Freigeschaltet durch André OttDie Lehrergewerkschaft GEW kritisiert die neue Bund-Länder-Initiative für leistungsstarke Schüler: "Eine eigene Initiative für leistungsstarke Kinder geht am Kern des Problems vorbei", sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Wenn Bund und Länder zusätzliches Geld ausgeben, sollten sie die Mittel zur Förderung aller Schüler, insbesondere benachteiligter Kinder einsetzen." Das Kardinalproblem des deutschen Schulsystems sei die starke Abhängigkeit des Schulerfolges der Kinder von der sozialen Herkunft.
Hinzu käme: Lehrer engagierten sich durchaus schon jetzt, jedes Kind nach seinen individuellen Stärken zu fördern. "Mit mehr Unterstützung könnte das noch besser gelingen und würde allen Kindern nützen." Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, Heinz-Peter Meidinger, fordert dagegen eine flächendeckende Förderung leistungsstarker Schüler: "Jede Schule sollte einen eigenen Begabtenbeauftragten haben", sagte Meidinger den Funke-Zeitungen.
Begabtenförderung sei wichtig. "Wenn man den Grundsatz der individuellen Förderung ernst nimmt, dann muss man jeden fördern - auch besonders leistungsstarke Schüler." Die Schere zwischen guten und weniger guten Schülern werde dadurch zwar weiter auseinander gehen, doch das sei nicht schlimm, so der Verbandschef: "Die Vorstellung, dass am Ende der Schulzeit alle Schüler gleich sein müssen, ist falsch."
Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hatte am Montag in Berlin zusammen mit ihren Länderkollegen eine Initiative zur Förderung leistungsstarker Schüler vorgestellt. Die Initiative dürfe kein "Strohfeuer" bleiben, sie müsse dauerhaft in den Schulen verankert werden, forderte Meidinger. "Bislang ist es so, dass Begabtenförderung ein schulischer Luxus ist, der gestrichen wird, sobald es Engpässe gibt."
Quelle: dts Nachrichtenagentur