DDR-Vergangenheit: Debatte über Zwangsarbeit politischer Häftlinge gewinnt weiter an Fahrt
Archivmeldung vom 19.11.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Diskussion über Zwangsarbeit politischer Häftlinge in der DDR geht auch nach der Vorstellung des Berichts von Ikea am Freitag weiter. Der Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion für den Aufbau Ost, Patrick Kurth, sagte der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung", Ikea habe "einen richtigen, wenn auch kleinen Schritt getan". Dabei zeige sich: "DDR-Aufarbeitung ist kein Ostthema, sondern geht die gesamte Bundesrepublik an."
Der FDP-Politiker fuhr fort: "Ich glaube nicht, dass die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft ihre Mitglieder gut vertreten, wenn sie das Thema ignorieren. Wer von Zwangsarbeit in einem Unrechtsstaat profitierte und daraus Geld machte, muss sich verantworten, auch wenn es Jahre später ist." Zudem sei die Politik gefordert. Kurth kündigte an, es werde in zwei Wochen eine Experten-Anhörung der FDP zum Thema geben. Die Geschäftsführerin der Stiftung Aufarbeitung, Anna Kaminsky, betonte, dass das Thema Zwangsarbeit keineswegs Geschichte sei. "Ich wünsche mir sicher zu sein, dass kein Teelicht, keine Lampe und kein Regal, die ich künftig bei Ikea kaufen werde, in China oder andernorts in Arbeitslagern oder unter unmenschlichen Bedingungen hergestellt worden ist", erklärte sie der "Mitteldeutschen Zeitung". "Diese Verantwortung hat jeder Konzern, der Billiglohnländer als verlängerte Werkbank nutzt." Der schwedische Möbelkonzern hatte im Rahmen einer Veranstaltung in der Stasi-Unterlagen-Behörde unter Hinweis auf eine Studie eingeräumt, dass er von der Zwangsarbeit profitiert habe und sein Bedauern ausgedrückt. Zugleich hatte er jedoch behauptet, spätestens ab 1981 auf Korrekturen in der DDR gedrungen zu haben, ohne dies zu konkretisieren. Der Geschäftsführer von Ikea Deutschland, Peter Betzel, hatte schließlich gesagt, dass man in China fertigen lasse, dabei aber auf einschlägige Standards achte.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)