Meinungsforscher halten Verzicht der CDU auf Wahlparteitag für nicht unvernünftig
Archivmeldung vom 28.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Leiter des Meinungsforschungs-Instituts Emnid, Klaus-Peter Schöppner, hält das Zögern der Union mit der Verabschieddung ihres Wahlprogramm und den Verzicht auf einen Wahlparteitag für "ziemlich egal. Parteiprogramme bekommt eh keiner mit", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
"Und Aussagen, die fünf Monate vor der Bundestagswahl gemacht werden, erreichen keinen, wenn sie nachher nivelliert und zerredet werden. Die Show eines Wahlparteitages hat ebenfalls nur begrenzte Wirkung." Das Vorgehen der Union sei insofern "durchaus souverän". Mit Blick auf die Rolle von Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel fuhr Schöppner fort: "Sie ist als Kanzlerin besser geeignet als als Parteivorsitzende. Zumindest ist sie da ungefährdeter und unkritisierter. Merkel zurückzuschieben auf die polarisierende Parteischiene, ist vielleicht gar nicht so eine gute Idee." Der Demoskop stellte zudem fest: "Die Wähler schwimmen wirklich. Müssen sie Ordnungs- oder Sozialpolitik wählen? Die Entscheidung war aufgrund der Finanzkrise noch nie komplizierter als jetzt." Auch der Chef des Meinungsforschungs-Instituts Forsa, Manfred Güllner, nannte das Vorgehen der Union "nicht so unvernünftig, wie manche meinen". In Krisenzeiten wie diesen wollten die Menschen keinen polarisierenden Wahlkampf wie sonst. "Das Aufeinander-Einschlagen halten sie für unangemessen." Güllner ist darum überzeugt: "Das Wahlprogramm hat der SPD nicht wesentlich geholfen. Und der Union schadet es nicht, dass sie noch nicht in den Wahlkampf gezogen ist." Zur Rolle der Kanzlerin erklärte er: "Merkel hat permanent gute Umfragewerte. Das ist natürlich etwas, mit dem die Union wuchern muss." Eine Garantie, dass dies CDU und CSU bei der Bundestagswahl nutzen werde, bestehe nicht. Merkel soll sich in der gestrigen Bundesvorstandssitzung nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" für ein eher linkeres Profil im Wahlkampf ausgesprochen haben. "In Umfragen will eine Mehrheit der Menschen eine sozialere CDU", betonte sie demzufolge laut Teilnehmerangaben und fügte hinzu: "Ich sage das nur, weil wir oft anders diskutieren."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger