Berlins Regierender fordert Komplettumzug der Bundesregierung
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner will alle Bundesministerien komplett nach Berlin holen. "Die Bundesregierung gehört vollständig nach Berlin", sagte der CDU-Politiker dem "Tagesspiegel". "Alles andere ist nicht effizient, klimaschädlich und teuer", sagte er.
Deshalb müsse der Komplettumzug jetzt geplant und umgesetzt werden. Für
die Stadt Bonn, mit der sich Berlin die Hauptstadtfunktion derzeit
teilt, sieht Wegner dennoch eine gute Perspektive. Er begrüße, sagte
Wegner, "dass Bonn zum Beispiel weiterhin ein Sitz der Vereinten
Nationen und ein wichtiger Ort für internationale Organisationen ist und
bleibt".
Wegner spricht sich damit gegen Pläne von Bauministerin
Klara Geywitz aus, Bonn als zweiten Regierungssitz dauerhaft
festzuschreiben. Am 7. Januar hatte die SPD-Politikerin eine
Absichtserklärung mit den Ländern Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz, der Stadt Bonn sowie umliegenden Landkreisen noch im
Januar angekündigt, um die Zukunft der sogenannten Bundesstadt Bonn zu
sichern und mehrere politische und kulturelle Institutionen in der Stadt
zu stärken.
In der ehemaligen Hauptstadt am Rhein haben nach wie
vor sechs von 14 Ministerien ihren ersten Dienstsitz, die übrigen
Häuser haben dort eine Dependance. 27 Prozent des Personals der
Ministerien arbeiten laut Bund der Steuerzahler weiter in Bonn. Bei
dieser Arbeitsteilung soll es nach dem Willen von Geywitz auch 35 Jahre
nach der Wiedervereinigung bleiben.
Festgehalten werden sollte
das eigentlich in einer Zusatzvereinbarung zum Bonn/Berlin-Gesetz. Die
Vereinbarung kommt wegen des Bruchs der Ampelkoalition in dieser
Legislaturperiode nun nicht mehr. Die geplante Absichtserklärung sieht
unter anderem vor, dass der internationale Fokus von Bonn als deutscher
Sitz der Vereinten Nationen weiter gestärkt wird. Bonn soll außerdem
noch stärker als bisher zum Zentrum für Cybersicherheit werden.
In
der Stadt mit 335.000 Einwohnern hat das Bundesamt für Sicherheit in
der Informationstechnik (BSI), Deutschlands oberste Behörde für
Cybersicherheit, die dem Innenministerium unterstellt ist, seinen Sitz.
Die
geplante Zusatzvereinbarung sei in Wirklichkeit eine überdimensionierte
Regionalförderung, sagte Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der
Steuerzahler, dem "Tagesspiegel". "Sowohl durch den geteilten
Regierungssitz als auch durch neue Förderversprechen wird der klamme
Bundeshaushalt weiter unnötig belastet." Laut dem Steuerzahlerbund
kostet der doppelte Regierungssitz die Steuerzahler jedes Jahr 20
Millionen Euro - etwa durch die Pendelei von Beamten oder zusätzliche
Büros für Pendler am zweiten Standort.
Quelle: dts Nachrichtenagentur