Zimmermann: Nicht nur die Bundeswehr, auch die Kultur aufrüsten
Archivmeldung vom 09.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo Babić"Wir dürfen jetzt nicht nur die Bundeswehr aufrüsten, wir müssen auch den Kulturbereich aufrüsten", fordert Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Als Reaktion auf den Überfall Russlands auf die Ukraine müsse gerade jetzt der internationale Kulturaustausch gestärkt werden. "Wir müssen mehr für unsere Verteidigung tun. Aber die wird nicht nur mit Waffen organisiert. Ich wünsche mir auch mehr Geld für den internationalen Kulturaustausch", sagte Zimmermann.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates sieht die Kultur jetzt in der Verantwortung dafür, Gesprächskanäle gerade auch mit Russland offen zu halten. "Der Kulturbereich ist nicht der Staat. Wir können offener sein. Dazu gehört auch, jetzt nicht alle Brücken nach Russland abzubrechen", sagte Zimmermann und erklärte weiter: "Wir sprechen jetzt natürlich nicht mit Despoten, wir treten nicht in Kontakt mit jenen, die jetzt Verantwortung tragen für diesen schrecklichen Krieg. Aber den Gesprächsfaden zu den Menschen in Russland müssen wir halten, um dazu beizutragen, dass wir diese Krise in den Griff bekommen."
Zugleich stellte sich Zimmermann hinter die Entscheidung des Münchener Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD), den russischen Dirigenten der Münchener Philharmoniker, Valery Gergiew, wegen seiner erklärten Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin zu entlassen. "Er ist nicht nur Künstler, er hat auch Politik gemacht. Er hat sich eindeutig hinter die Annexion der Krim gestellt und dort Benefizkonzerte gegeben. Er ist Teil von Putins Propagandaapparat. In diesem Fall muss man andere Maßstäbe anlegen als bei Künstlern, die sich nicht so betätigt haben", erläuterte Zimmermann.
Er stellte zugleich klar, dass jetzt nicht generell Gewissensprüfungen von russischen Künstlerinnen und Künstlern verlangt werden könnten: "Wir dürfen jetzt keine Erklärungen verlangen, dass sie für oder gegen jemanden sind. Das dürfen wir von niemandem verlangen, nicht in unserem Land. Das widerspricht der Kunstfreiheit und auch dem Grundgesetz. Das wäre gleichzeitig auch anmaßend. Wie können wir denn wissen, wie ein Mensch, den wir zu einem Bekenntnis nötigen, womöglich dadurch seine Familie in Russland in Gefahr bringt?"
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)