Zypries: Polizei soll schneller gegen Stalker vorgehen können
Archivmeldung vom 17.07.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.07.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas neue Gesetz zum Schutz von Stalking-Opfern wird dazu führen, dass die Polizei schneller als bisher eingreifen kann und "nicht erst abwarten muss, bis etwas passiert ist."
Diese
Hoffnung äußerte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) in
einem Gespräch in der aktuellen Ausgabe des Magazins BRIGITTE
(Erscheinungstermin 19. Juli 2006). "Ruft ein Stalker beispielsweise
jede Nacht mehrmals an, so kann die Polizei zur Zeit erst
einschreiten, wenn das Opfer psychisch so beeinträchtigt ist, dass
eine Körperverletzung im strafrechtlichen Sinne vorliegt",
verdeutlicht Zypries das Problem. In Zukunft sollen typische
Stalking-Handlungen wie Telefonterror oder ständiges Auflauern vor
der Wohnung des Opfers mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren
oder einer Geldstrafe geahndet werden. Die Tat wird in der Regel nur
auf Antrag verfolgt.
Wie stark die Opfer (85 Prozent sind weiblich) unter der
hartnäckigen Verfolgung leiden, zeigt einer Untersuchung von Jens
Hoffmann, Kriminalpsychologe an der TU Darmstadt: Schlafstörungen,
Depressionen und Panikattacken gaben nahezu alle Befragten an.
Erschreckend sei, so der Wissenschaftler, dass jede Vierte angab,
schon einmal an Selbstmord gedacht zu haben. In etwa der Hälfte der
Fälle ist der Ex-Partner der Verfolger.
Viele Experten begrüßen deshalb, dass bei besonders rabiaten
Tätern eine "Deeskalationshaft" möglich sein soll: Stalker sollen bis
zu sechs Monate in Untersuchungshaft genommen werden können, wenn sie
ihr Opfer in Lebensgefahr gebracht haben und zu befürchten ist, dass
sich ein solcher Vorfall wiederholt.
Zum geplanten Stalking-Gesetz wird es am 18. Oktober eine
Expertenanhörung im Bundestag geben, danach geht es in die zweite und
dritte Lesung.
Quelle: Pressemitteilung BRIGITTE