Wissing: Frage des Wahltermins nicht zu Politikum machen
Bundesverkehrs- und Justizminister Volker Wissing kritisiert nach dem Aus der Ampel-Koalition die Debatte um schnellstmögliche Neuwahlen. Insbesondere die Union müsse als stärkste Oppositionspartei im Bundestag im Sinne des Landes wichtige Gesetze in den kommenden Wochen unterstützen, sagte der frühere FDP-Minister dem ARD-Hauptstadtstudio.
"Wir sollten jetzt nicht im Wechselspiel zwischen Opposition und
Regierung die Frage des Wahltermins zu einem Politikum machen", so
Wissing. Es sei für die Bürger "viel wichtiger, dass die Gesetze, die
jetzt verabschiedet werden müssen, auch bei den nicht klaren
Mehrheitsverhältnissen im Parlament, sachlich entschieden werden".
Er
ruft vor allem die Union in den kommenden Wochen zur Zusammenarbeit im
Bundestag auf: "Ich erwarte, dass sich alle konstruktiv verhalten und
prüfen, ob sie unter sachlichen Gesichtspunkten und Außerachtlassung
parteipolitischer Taktik diesen Gesetzen im Interesse unseres Landes
zustimmen können. Und wenn das das Fall ist, erwarte ich, dass sie
unterstützen."
Sollte sich die Opposition weigern, bei bestimmten
Gesetzen zu unterstützen, sieht Minister Wissing wichtige
Ampel-Vorhaben und Projekte in Gefahr. Als Beispiel nannte er das
Deutschlandticket: "Beim Deutschlandticket brauchen wir noch die
Übertragung von Mitteln ins nächste Jahr. Das ist wichtig für die
Länder. Das ist so ein Thema, das sollte auf jeden Fall verabschiedet
werden. Aber niemand kann ein Interesse daran haben, dass die
Aufgabenträger des ÖPNV am Ende finanzielle Lücken haben, nur weil man
aus parteipolitischer Taktik sich der Unterstützung verabredet."
Das
seien Projekte, die man gut miteinander verabschieden könne, so der
frühere FDP-Politiker. Über das Ende der Ampel-Koalition sagte Wissing:
"Mich schmerzt das sehr, weil unsere Demokratie dadurch, um eine Chance
und Option ärmer geworden ist. Und ich habe es immer als meinen Auftrag
angesehen, unsere Demokratie lebendig zu halten und sie zu bereichern."
Dem
Ruf nach Neuwahlen, den auch Lindner im Koalitionsausschuss geäußert
hat, kann Wissing wenig abgewinnen. "Man kann nach einer Neuwahl auch
mit einer bösen Überraschung aufwachen. Und würde sich dann vielleicht
wünschen, noch mal die Chance zu haben, in einer Ampel zu gestalten."
Seine
eigene Zukunft lässt Volker Wissing offen, gibt sich gelassen: "Ich
selbst mache mir über solche Dinge nicht so viele Gedanken. Ich habe
eine eigene Rechtsanwaltskanzlei, in der ich ein schönes Büro habe." Auf
die Frage, ob er irgendwann wieder in die FDP eintritt, sagte er:
"Solche Fragen stellen sich mir jetzt nicht."
Quelle: dts Nachrichtenagentur