Debatte über Sterbehilfe: Anders als die CDU will Maas freie Abstimmung ermöglichen
Archivmeldung vom 12.08.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Streit um das Thema Sterbehilfe hat Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) die breite gesellschaftliche Debatte darüber begrüßt. Anders als Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) plädierte Maas in einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" weiterhin dafür, das geplante Gesetz zur Sterbehilfe über Fraktionsgrenzen hinweg im Bundestag zu erarbeiten. "Der Fraktionszwang sollte aufgehoben werden, und wir sollten interfraktionelle Anträge in den Bundestag einbringen", sagte Maas.
Das Thema Sterbehilfe sei ethisch und moralisch derart komplex, dass es sich um eine klassische Gewissensentscheidung für die Abgeordneten des Bundestages handele. "Das Plenum des Bundestages sollte dann auch der Ort sein, wo wir die politische Debatte führen", sagte der Politiker, dessen Ministerium für ein Gesetz zuständig wäre. Wie für das Leben brauche man auch für das Sterben menschenwürdige rechtliche Rahmenbedingungen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) setzt sich dafür ein, jede Form geschäftsmäßiger Hilfe zur Selbsttötung zu verbieten. Der Unionsfraktionsvorsitzende Volker Kauder (CDU) hatte sich ähnlich geäußert. Der CDU-Politiker Peter Hintze sprach sich dagegen erneut für eine ärztliche Unterstützung beim Sterben in schwersten Leidenssituationen aus.
Kardinal Schönborn geißelt deutsche Sterbehilfe-Debatte
Der Erzbischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn, hat mit scharfen Worten zur aktuellen deutschen Diskussion über Sterbehilfe Stellung genommen. In einem Interview mit der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post", sagte Schönborn: "Über das absolute Nein zur aktiven Sterbehilfe darf es keine Debatte geben. Wir als Kirche werden dazu nie unsere Zustimmung geben." Ebenso vehement attackierte der Kardinal die zunehmend krassen Unterschiede zwischen Arm und Reich und den "Turbokapitalismus", der Menschen und Länder in Armut und Not stürze. Dieser Turbokapitalismus sei auch über die ehemals kommunistischen Länder hergefallen; man habe ihnen keine Chance gegeben, in behutsamen Schritten eine soziale Marktwirtschaft zu entwickeln. Schönborn fuhr fort, ihm werde angesichts der Ungerechtigkeiten zu wenig darüber gesprochen, dass sich mittlerweile die Militär- und Verteidigungsstrategien auch in Ländern der westlichen Welt stark nach innen richteten, "mit Blick auf mögliche Aufstände in den eigenen Ländern".
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung - Rheinische Post (ots)