Schily zu "Cicero"-Affäre: "Lasse mich von niemandem einschüchtern"
Archivmeldung vom 18.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer scheidende Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hat sich am Dienstag in einem PHOENIX-Interview zu den umstrittenen Durchsuchungsaktionen bei der Zeitschrift "Cicero" geäußert. "Ein Bundesinnenminister entscheidet nicht darüber, ob ein Ermittlungsverfahren in Gang kommt. Er entscheidet auch nicht darüber, wie eine Durchsuchung durchgeführt wird", sagte Schily.
"Das
einzige, was das Bundesinnenministerium zu verantworten hat, ist,
dass nachdem eine Straftat bekannt geworden ist - nämlich der
Geheimnisbruch und zwar in einem Bereich, der sehr wichtig ist für
die Sicherheit unseres Landes, nämlich bei der Terrorismus-Abwehr -,
dass wir da Strafanzeige erstattet haben. Will man das kritisieren?"
Wörtlich sagte Schily: "Ich bin jemand, der wirklich weiß, dass die
Pressefreiheit konstitutives Element der Demokratie ist. Ich werde
das immer verteidigen." Der SPD-Politiker beklagte jedoch, dass in
der Diskussion über das behördliche Vorgehen bei "Cicero" in der
Öffentlichkeit "alles vermischt worden ist". Schily widersprach
Aussagen, er sei gegen investigativen Journalismus. "Das bin ich
überhaupt nicht. Wenn es um einen Skandal ginge (...), wäre ich der
Letzte, der das verteidigen würde, dass man da irgendetwas gegen
unternimmt." Natürlich dürfe man investigativen Journalismus
betreiben und Skandale enthüllen. "Aber ist es ein Skandal, wenn das
Bundeskriminalamt Terrorismus-Abwehr vornimmt und sich dort
Erkenntnisse zusammenträgt?", so Schily. "Und wissen eigentlich die,
die mich kritisieren, was es an Schwächung unserer Abwehr bedeutet,
wenn solche Dinge dann an die Öffentlichkeit geraten?" Man müsse
wissen, sagte Schily, "was man damit anrichtet und deshalb habe ich
da eine klare Linie. Da kann sprechen mit mir, wer will - der wird
von mir immer eine geradlinige und klare Antwort bekommen. Und ich
lasse mich da auch von niemandem einschüchtern auch nicht von den
Kollegen (Journalisten, d. Red.) in den Medien."
Quelle: Pressemitteilung PHOENIX