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"800 Euro mehr": Linke fordern Rentenreform nach dem Vorbild Österreich

Archivmeldung vom 03.09.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.09.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Wilhelmine Wulff_All Silhouettes / pixelio.de
Bild: Wilhelmine Wulff_All Silhouettes / pixelio.de

Deutsche Rentner könnten deutlich mehr Geld aus der gesetzlichen Rentenversicherung bekommen, wenn Deutschland dem Beispiel der österreichischen Altersversorgung folgen würde. Das legt ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages nahe, das Linksfraktionschef Dietmar Bartsch in Auftrag gegeben hat.

Bartsch sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ): "In Österreich erhält ein Durchschnittsverdiener, wenn er in Rente geht, rund 800 Euro mehr als ein Durchschnittsverdiener hierzulande." Österreich zeige, dass es anders gehe - unter anderem mit einer Rentenkasse, in die alle einzahlen müssten, auch Abgeordnete, Selbstständige und Beamte. Für Bartsch steht fest: "Wir brauchen eine große Rentenreform in Deutschland, die sich an Österreich orientiert."

Der Studie zufolge erhielten Männer im Nachbarland im Jahr 2018 durchschnittliche Rentenzahlbeträge von 1678 Euro im Monat, Frauen 1028 Euro. Dem standen deutsche Altersrenten von 1148 beziehungsweise 711 Euro gegenüber. Die Differenz erhöht sich noch deutlich, wenn man berücksichtigt, dass österreichische Ruheständler 14 Auszahlungen im Jahr bekommen. Dann kommen Männer im Nachbarland auf durchschnittlich 1958 Euro Rente monatlich, also 810 Euro mehr als Männer in Deutschland. Bei den Frauen beträgt der Unterschied unterm Strich 488 Euro, wie Matthias W. Birkwald, rentenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, vorrechnet.

"Wer die gesetzliche Rente in Deutschland armutsfest und lebensstandardsichernd umbauen will, kommt an Österreich als rentnerfreundlichem Vorbild nicht vorbei", so Birkwald gegenüber der NOZ. Er betonte, die Studie nenne sehr deutlich die Gründe für die Überlegenheit des österreichischen Systems. "Erstens wurden in Österreich Selbstständige, Beamtinnen und Beamte und Politikerinnen und Politiker frühzeitig in die Pensionsversicherung einbezogen." Zweitens habe Österreich den größten rentenpolitischen Sündenfall der 2000er-Jahre in Deutschland vermieden. Deutschland habe bedauerlicherweise das Versprechen abgeschafft, "dass die gesetzliche Rente den Lebensstandard im Alter sichert und gleichzeitig vor Armut schützt".

Die bessere Versorgung in Österreich hat indessen auch ihren Preis: So beträgt der Beitragssatz 22,8 Prozent, wobei die Arbeitgeber 12,55 Prozent tragen und die Beschäftigten 10,25 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 18,6 Prozent, die sich Arbeitgeber und Beschäftigte hälftig teilen. Weitere Details aus der Studie: Das Regelpensionsalter liegt in Österreich bei 65 Jahren (Männer) und 60 Jahren (Frauen). Zudem haben Versicherte in Österreich, die 45 Beitragsjahre nachweisen, im Alter von 65 Jahren Anspruch auf 80 Prozent des Lebensdurchschnittseinkommens.

Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages weist zugleich darauf hin, dass sich die tatsächlich gezahlten durchschnittlichen Renten nur bedingt vergleichen lassen, da als Mindestversicherungszeit für eine Altersrente in Österreich 15 Jahre und in Deutschland nur fünf Jahre vorausgesetzt werden. Unter anderem aufgrund geringerer Versicherungszeiten ergäben sich hierzulande entsprechend niedrigere Renten, "die einen direkten Vergleich verzerren".

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)


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