FDP verlangt Rückzug Niedersachsens aus VW-Aufsichtsrat
In der Debatte um die Zukunft des Volkswagen-Konzerns fordern führende FDP-Politiker einen Rückzug der niedersächsischen Landesregierung aus dem Aufsichtsrat des Automobilkonzerns.
"Statt sich in die betriebswirtschaftliche Feinsteuerung des
Unternehmens einzumischen, sollte die Politik Volkswagen und anderen
Autobauern diese Strategie ermöglichen", sagte Niedersachsens
FDP-Landesvorsitzender Konstantin Kuhle der "Welt" (Montagsausgabe). Das
Land müsse seinen politischen Einfluss auf den Konzern reduzieren. Ein
erster Schritt, so Kuhle weiter, könnte darin bestehen, "dass
Ministerpräsident Stephan Weil und Kultusministerin Julia Wille Hamburg
ihre Sitze im Aufsichtsrat zur Verfügung stellen".
Ähnlich
äußerte sich der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Dürr.
Es sei "nicht die Aufgabe der Politik, Unternehmen Ratschläge im
operativen Geschäft zu geben", so der FDP-Politiker. "Unternehmen müssen
Entscheidungen am Markt treffen und nicht nach politischen Vorgaben."
So sei die Fokussierung Volkswagens auf die Elektromobilität
nachfrageseitig eine "riskante Entscheidung" gewesen.
"Das
Problem sitzt aber nicht nur in Wolfsburg, sondern auch in Hannover",
fügte Dürr hinzu. "Mit der niedersächsischen Kultusministerin sitzt eine
erklärte Gegnerin des motorisierten Individualverkehrs im Aufsichtsrat
von Volkswagen. Die Frage, die sich nun umso drängender stellt, ist, ob
im VW-Aufsichtsrat nicht besser jemand sitzen sollte, der im Interesse
des Wirtschaftsstandortes handelt und die notwendige Kompetenz
mitbringt."
Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg
(Grüne) wies die Vorwürfe des FDP-Politikers als "boulevardeske
Äußerungen" zurück. "Mit der niedersächsischen Landesregierung im
Aufsichtsrat hat VW schon viele erfolgreiche Jahre und Jahrzehnte
durchlebt, aber auch diverse Krisen gemeistert. Das wird auch jetzt so
sein", sagte Hamburg der "Welt". "Insgesamt bereichern unterschiedliche
Perspektiven im Aufsichtsrat die Arbeit und die Sicht auf die Dinge."
Gegen
einen Rückzug der Politik aus dem obersten Gremium des
Automobilkonzerns sprach sich zudem der niedersächsische
SPD-Landtagsfraktionsvorsitzende Grant Hendrik Tonne aus. Die
Beteiligung des Landes Niedersachsen an Volkswagen und die
Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern seien
"Garanten für den Erfolg" des Unternehmens gewesen. "Der Anteil
Niedersachsens an VW hat sich in den vergangenen Jahrzehnten für beide
Seiten ausgezahlt und darf daher nicht zur Disposition stehen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur