Drosten besteht auf Corona-Aufarbeitung
Archivmeldung vom 09.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Virologe Christian Drosten setzt sich für eine Aufarbeitung der Corona-Pandemie ein. "Jetzt nicht daran zu arbeiten, ist eine verpasste Chance", sagte er dem Nachrichtenportal T-Online.
Eine Aufarbeitung müsse aus seiner Sicht nicht unbedingt auf politischer
Ebene stattfinden. "Es braucht gesellschaftlich aber dringend eine, um
ein paar Dinge festzuhalten, die inzwischen wissenschaftlich eindeutig
belegt sind." Drosten hob hervor: "Wenn wir in der nächsten Pandemie
wieder über Dinge reden, über die wir gar nicht mehr zu reden brauchen,
werden wir erneut viel Zeit verlieren und Fehlentscheidungen treffen."
Als
Beispiel nannte er die Debatte über den Schutz älterer Menschen. "Es
bringt nichts, dann noch einmal zu diskutieren, ob man statt aller
anderer Maßnahmen einfach nur die Altenheime besonders abschirmen
könnte", sagte der Virologe. "Es ist glasklar belegt, dass das nicht
funktioniert."
Drosten zweifelt daran, ob er nach seinen
Erfahrungen in der Corona-Pandemie noch einmal eine solche öffentliche
Rolle einnehmen würde. "Ich würde mit diesem Wissen heute sicher anders
oder gar nicht mehr kommunizieren", sagte der Wissenschaftler T-Online.
"Als Einzelperson würde ich mich nicht mehr so in Gefahr begeben."
Grund
dafür ist für ihn vor allem die Mediengesellschaft. "Es lag zwar
manchmal auch Gewalt gegen mich in der Luft", sagte Drosten. "Aber viel
größer war für mich eine andere Gefahr: die Zerstörung meiner
öffentlichen Reputation." Das passiere in Medien, auch absichtlich. Und
das sei für einen ungeschützten Experten "ein enormes Risiko".
Es
gebe viele Kollegen, die den Umgang mit ihm verfolgt hätten und nun
viel vorsichtiger sein würden. "Wenn wir als Wissenschaft nicht andere
Wege finden, wie wir solche Krisen begleiten können, wird da eine Lücke
entstehen."
Der Virologe sieht eigene Fehler in der Pandemie vor
allem im Umgang mit Medien. "Ich war am Anfang viel zu direkt in meiner
Kommunikation", sagte er. "Ich habe auch gar nicht verstanden, welche
Reichweite ich habe. Erst später habe ich realisiert, wie Medien das
verstärkt, zum Teil verkürzt und verfälscht haben."
Fachlich
sieht er keinen Grund zur Selbstkritik. "Wenn ich so zurückblicke, sehe
ich da keine wissenschaftlichen Fehler in meinen Einschätzungen", sagte
Drosten, abgesehen von "eher kleinen Details".
Quelle: dts Nachrichtenagentur