Verträge mit Astrazeneca: Wachsende Kritik aus der SPD an EU-Kommissionspräsidentin Leyen
Archivmeldung vom 01.02.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.02.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttIn der SPD wächst die Kritik an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) wegen der EU-Verträge mit dem Pharmahersteller Astrazeneca. Der Vertrag mit Astrazeneca sei nicht "so glasklar und verbindlich", wie Leyen es behaupte, sagte der Europaabgeordnete Tiemo Wölken dem Berliner Tagesspiegel. Deshalb gebe es einen "großen Interpretationsspielraum über die Verpflichtungen".
Es sei "auffällig und unverständlich", dass keine Sanktionen für verspätete Lieferungen vereinbart wurden. "Diese hätten für das Unternehmen disziplinierend gewirkt."
Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bezeichnete es gegenüber dem Tagesspiegel als "unverständlich, warum sich die Kommission keine festen Anteile an Produktionskapazitäten hat zusichern lassen". Wenn diese im Vertrag stünden, hätten die EU-Länder auch im Fall von Produktionsausfällen zumindest eine bestimmte prozentuale Menge an Impfdosen erhalten. Den Vertrag mit Astrazeneca bewertete er als "relativ butterweich".
SPD-Fraktionsvize Achim Post warf Leyen "halbgare Verlautbarungen" vor und forderte sie zu "Klarheit und Offenheit" auf. "Gerade angesichts des neuen Corona-Virus brauchen wir eine überzeugende europäische Impfstrategie dringender denn je."
Der EU-Abgeordnete Wölken sagte, in der jetzigen Situation sei es richtig, zügig eine einvernehmliche Lösung mit AstraZeneca zu finden. "Einen langwierigen Rechtsstreit, dessen Ausgang ungewiss ist, können wir uns nicht erlauben", sagte er. Priorität müsse es haben, den Impfstoff schneller zu produzieren und sicherzustellen, dass der Impfstoff auch an neue Mutationen des Virus angepasst werde.
Quelle: Der Tagesspiegel (ots)