Ex-RAF-Terrorist verteidigt Schleyer-Entführung
Archivmeldung vom 16.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit Entsetzen hat FDP-Chef Guido Westerwelle auf die Äußerung des früheren RAF-Terroristen Rolf Clemens Wagner reagiert, der die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer vor 30 Jahren verteidigt und "auch aus heutiger Sicht richtig" nennt.
"Das ist eine Verhöhnung der Opfer. Wir sind hellauf
entsetzt, dass die Gnade des Staates mit der Rechtfertigung der
eigenen Barbarei beantwortet wird", sagte Westerwelle der
"Rheinischen Post" (Mittwochausgabe). "Es zeigt sich abermals, dass
es keine Gnade ohne Reue geben darf, und es ist gut, dass
Bundespräsident Köhler in diesem Sinne handelt", betonte der FDP-Chef
mit Blick auf das von Köhler abgelehnte Gnadengesuch des inhaftierten
RAF-Terroristen Christian Klar. Wagner, der im Jahr 2003 nach 24
Jahren Haft von Bundespräsident Johannes Rau begnadigt worden war,
erklärte in einem vorab veröffentlichten Interview der Zeitung "junge
Welt": "Manche Ergebnisse unserer Überlegungen bleiben auch aus
heutiger Sicht richtig. Wie die Entscheidung, Hanns Martin Schleyer
zu entführen." Schleyer sei wegen seiner NS-Vergangenheit und als
damaliger Arbeitgeberpräsident, der bei Arbeitskämpfen "als
Aussperrer" gewirkt habe, nicht zufällig ausgesucht worden. Der
Fehler der RAF habe aber darin gelegen, dass sie aus dem "Politikum"
Schleyer "einfach zu wenig gemacht" habe, sagte Wagner. Schleyer habe
in der Bevölkerung nicht gerade als Sympathieträger gegolten. Damit
hätte die RAF "politisch arbeiten müssen", so Wagner.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post