Westerwelle fordert umgehende Aufklärung über Abläufe der CIA-Affäre
Archivmeldung vom 15.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle hat dringende Aufklärung darüber gefordert, zu welchem Zeitpunkt deutsche Sicherheitsbehörden und Politiker über die Entführung von Khaled el Masri informiert wurden. In der Sendung "Forum Pariser Platz" von PHOENIX und Deutschlandradio Kultur sagte er am Mittwochabend, man müsse nun die zeitlichen Abläufe genau klären: "Wann ist Herr Schily informiert worden?
Dauerte die Verschleppung noch an oder war sie
bereits beendet, wie uns gesagt worden ist?" Dies sei ein
fundamentaler Unterschied, wenn man an die Rechte des Verschleppten
denke. Zudem müsse man fragen, ob der damalige Innenminister
seinerzeit wirklich niemanden in der Bundesregierung informiere habe.
"Hat Herr Schily diese Information durch den damaligen amerikanischen
Botschafter für sich behalten? Und warum hat er sie nicht dem
zuständigen Staatsanwalt gemeldet", so Westerwelle. Wörtlich sagte
der FDP-Chef: "Zum Zeitpunkt, als ein deutscher Verfassungsminister
darüber vom amerikanischen Botschafter informiert worden ist 'ja es
stimmt, wir haben diesen Deutschen fälschlicherweise und
illegalerweise verschleppt', ermittelte die Justiz und stocherte im
Nebel und wusste gar nicht, ob dieser Bürger vielleicht irgendeine
Fantasiegeschichte erzählt."
Westerwelle lehnte die unmittelbare Einsetzung eines
parlamentarischen Untersuchungsausschusses als "absolut unvernünftig"
ab. "Erst wenn die ordentlichen parlamentarischen Wege genutzt worden
sind und wir feststellen, dass dort die Aufklärung nicht zu erzielen
war, weil vielleicht bestimmte Persönlichkeiten - auch der alten
Regierung - mit ihren Aussagen mauern, erst dann werden wir über das
Instrument des Untersuchungsausschusses entscheiden."
Ebenfalls in der PHOENIX-Sendung sagte der Vorsitzende der
SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck, Außenminister Steinmeier habe
deutlich gemacht, dass die ehemalige Bundesregierung "jedenfalls
soweit es seine Verantwortung betraf als Chef des Bundeskanzleramtes
und Koordinator für die Nachrichtendienste alles nach Recht und
Gesetz getan hat, was zu tun war." Das Verhalten der amerikanischen
Regierung und des amerikanischen Geheimdienstes bezeichnete er als
"unerhört". Man könne nicht einen deutschen Staatsbürger entführen,
ihn fünf Monate in Haft lassen und dann sagen 'tut uns Leid, da ist
er wieder'. "Das geht nicht, das ist ein klarer Verstoß gegen das
Völkerrecht." Bundesregierung und Bundestag würden nicht akzeptieren,
"dass ein Staat auf der Welt sich das Recht nimmt (...) zu sagen,
Völkerrecht oder Menschenrecht interessiert mich nicht."
Quelle: Pressemitteilung PHOENIX