Wirtschaftsweise Grimm lobt Nein der Grünen zu Schuldenpaket
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm zeigt Sympathie für das Nein der Grünen zu den von Union und SPD geplanten Grundgesetzänderungen. "Das vorgeschlagene Schuldenpaket birgt ein großes Risiko", sagte die Nürnberger Ökonomin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Sie habe daher auch Verständnis für die Ablehnung seitens der Grünen:
"Vor dem Hintergrund kann man schon verstehen, dass selbst die Grünen
Bedenken haben. Wenn sie dadurch erwirken können, dass man eine auch in
der EU langfristig tragfähige Lösung findet, wäre man seiner
staatspolitischen Verantwortung gerecht geworden."
"Nachhaltiges
Wachstum zeichnet sich nicht ab, eher ein vorübergehendes Strohfeuer
durch die höheren Ausgaben", so die Wirtschaftswissenschaftlerin. Mit
den geplanten Krediten schaffe man Raum im Kernhaushalt, um Subventionen
wie die Mütterrente oder die Pendlerpauschale aufrechtzuerhalten.
"Ich
halte es für eine naive Vorstellung, zuerst Kreditspielräume zu
ermöglichen, um dann Reformen zu planen und umzusetzen", sagte Grimm
weiter. "Wer will sich denn für Reformen unbeliebt machen, wenn andere
anbieten, einfach Subventionen zu nutzen, um die Dinge zu lösen?"
Würden
die Beschlüsse für die Sondervermögen gefasst, "haben wir keine
wirksamen Fiskalregeln mehr in Deutschland, und auch die europäischen
Fiskalregeln werden unter Druck geraten." Zusätzliche Ausgaben für die
Verteidigung seien wichtig, schränkte die Ökonomieprofessorin ein. "Hier
gilt es, übergangsweise umfangreiche Mittel zu mobilisieren." Beim Rest
sei jedoch Vorsicht geboten.
Mittelfristig sieht die
Wirtschaftsweise neue Schulden auch selbst als Sicherheitsrisiko. "Es
ist eine offene Flanke für die Sicherheit, dass die gigantischen
Schulden absehbar die Schuldentragfähigkeit in den großen, hoch
verschuldeten Mitgliedstaaten der Europäischen Union bedrohen dürften.
Die Zinsen auf Staatsanleihen steigen, das wird insbesondere den
hochverschuldeten Staaten wie Italien, Frankreich oder Spanien die
Finanzierung zusätzlicher Verteidigungsausgaben erschweren."
Deutschland
werde sich so zudem nicht an den europäischen Stabilitäts- und
Wachstumspakt halten können. "Die Frage ist eigentlich nur, wie lange es
dauert, bis es irgendwo schiefgeht", sagte Grimm.
Quelle: dts Nachrichtenagentur