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Wagenknecht: Linke Politik hat sich stark gewandelt

Archivmeldung vom 23.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Sahra Wagenknecht (2019)
Sahra Wagenknecht (2019)

Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der ehemaligen Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht zufolge hat sich die linke Politik in Deutschland im Laufe der Jahre stark gewandelt. "Was heute als links gilt, hat mit den traditionellen Anliegen linker Politik oft nicht mehr viel zu tun. Statt um soziale Ungleichheit, Armutslöhne und niedrige Renten drehen sich linke Debatten heute oft um Sprachsensibilitäten, Gendersternchen und Lifestylefragen", sagte Wagenknecht der "Süddeutschen Zeitung".

Diejenigen, für die linke Parteien eigentlich da sein sollten, also die Beschäftigten, die untere Mittelschicht, die Ärmeren, wendeten sich deshalb ab. "Von Arbeitern und Arbeitslosen werden linke Parteien kaum noch gewählt. Wir sollten beunruhigt sein angesichts der Serie von Wahlniederlagen, die wir - mit Ausnahme von Thüringen - in den letzten zwei Jahren eingefahren haben."

Wagenknecht beklagt, dass sich die Wählerschaft linker Parteien in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend gewandelt hat. "Anders als noch in den Fünfziger- und Sechzigerjahren, sind es nicht mehr die Benachteiligten, sondern die Bessergebildeten und tendenziell auch die Besserverdienenden, die links wählen", so die Politikerin. Das sei "schon ein Armutszeugnis für die Linke", wenn sie die Armen nicht mehr erreiche. Auf die Frage, ob sie Politik der linken Parteien mitverantwortlichen mache für den Aufstieg des Rechtspopulismus, sagte Wagenknecht: "Ja, natürlich. Überall. Die linken Parteien haben ihre frühere Wählerschaft im Stich gelassen." Die sei zunächst einmal den Wahlen ferngeblieben. "Erst dann kamen die Rechten und haben in diesen Milieus Stimmen gesammelt."

Sie räumt aber auch eigene Fehler aus ihrer Zeit als Fraktionsvorsitzende der Linken in der Zeit von 2015 bis 2019 ein: "Ich habe mich zu wenig bemüht, auf einzelne Abgeordnete zuzugehen, und mich eigentlich nie darum gekümmert, interne Mehrheiten zu organisieren. Ich war der Meinung: ich wirke nach außen, werbe für die Linke und dafür wollte ich Unterstützung." Aber so funktioniere Politik leider nicht. Gleichwohl will Wagenknecht bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr wieder für die Linke in den Bundestag. Sie werde wieder antreten, "wenn mein Landesverband Nordrhein-Westfalen meine Kandidatur unterstützt".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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