Vorwurf der Nötigung gegen Oberbürgermeister von Suhl
Archivmeldung vom 22.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Oberbürgermeister von Suhl, Martin Kummer (CDU), hat versucht, den Fraktionsvorsitzenden der SPD, Falk Haase, auf unlautere Weise unter Druck zu setzen. Kummer habe von Haase verlangt, seine Unterschrift unter einem Antrag im Stadtrat zurückzuziehen, in dem es um die Müllverbrennungsanlage am Standort Struth Zella-Mehlis ging.
Er habe Haase, der auch Vorsitzender des
Handballvereins HC Suhl 99 ist, damit gedroht, wenn dieser die
Unterschrift nicht zurückziehe, werde der hoch verschuldete
Handballverein keinen Sponsorenvertrag von der Firma bekommen, die
die Müllverbrennungsanlage baut, sagt der stellvertretende
Vorsitzende des HC, Matthias Reder, ZEIT online. Diese Aussage liegt
der Redaktion vor.
Reder zufolge hatte Kummer dem Verein bereits im vergangenen Jahr
mehrfach zugesichert, der Verein solle einen Sponsorenvertrag von der
Firma Martin Bau GmbH erhalten. Dabei sei von einer Laufzeit von zwei
Jahren und einer Summe von je 60.000 Euro die Rede gewesen. Diese
Aussage wird außerdem von Haase und dem Schatzmeister des Vereins,
Karl-Heinz Reichel, gestützt. Der Oberbürgermeister dementiert
gegenüber ZEIT online, dass er eine solche Zusage gegeben habe. Auch
die Firma Martin GmbH in München, die die MVA baut, erklärt, davon
keine Kenntnis zu haben.
Nach einer notariell beglaubigten Aussage von Haase versuchte der
Oberbürgermeister aber bereits im Dezember 2005 auf ihn politischen
Druck über das für den Verein angeblich zugesagte Geld auszuüben.
Damals hatte Haase ebenfalls einen Antrag im Stadtrat unterzeichnet,
in dem es um die Müllverbrennungsanlage ging. Kummer sei daraufhin zu
ihm gekommen und habe gesagt: "Sie wissen, dass der Handball in Suhl
damit gestorben ist." Auch damals habe Kummer damit gedroht, dass der
Sponsorenvertrag nicht zustande kommen werde. Ohne diesen Vertrag
steht der Verein vor der Insolvenz. Später habe er seine Zusicherung
für den Vertrag jedoch mehrfach wiederholt, sagt der parteilose
Reder.
Quelle: Pressemitteilung DIE ZEIT