Kabinettsvorlage - Milliarden-Kürzungen im Nahverkehr: "Sparkeule trifft Pendler und Umweltbewusste"
Archivmeldung vom 21.02.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Allianz pro Schiene hat eindringlich an die Bundesregierung appelliert, bei der Kabinettssitzung am morgigen Mittwoch keine Kürzungen beim Nahverkehr zu beschließen. Die in der Kabinettsvorlage vorgesehenen Kürzungen in Höhe von 2,3 Milliarden Euro bis zum Jahr 2009 hätten nach Ansicht der Allianz pro Schiene "gravierende Negativauswirkungen" auf die Mobilität in Deutschland.
"Wenn der Bund den angekündigten Kahlschlag bei den
Regionalisierungsmitteln wahr macht, werden die Bundesländer schon im
nächsten Jahr jeden sechsten Nahverkehrszug abbestellen müssen",
sagte Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege am Dienstag in
Berlin.
Wegen des hohen Anteils nicht beeinflussbarer Kosten im
Schienenpersonennahverkehr wie beispielsweise Fixkosten für Fahrzeuge
und Energie "führt die geplante 8-prozentige Reduzierung der
Bundeszuweisungen in 2007 zu einer doppelt so hohen
Angebotsreduzierung", warnte Flege. Durch Fahrpreiserhöhungen und
verstärkten Wettbewerb bei der Vergabe von Schienenverkehrsleistungen
könnten die angekündigten Kürzungen in Milliardenhöhe "nie und nimmer
kompensiert werden".
Verkehrs- und sozialpolitisch "bitter" seien auch die Konsequenzen
für große Bevölkerungsgruppen. "Die Sparkeule trifft insbesondere
Pendler, Familien mit Kindern und umweltbewusste Bahnfahrer, aber
auch sozial schwache Menschen ohne Auto", kritisierte Flege. Erst am
heutigen Dienstag hatte die "Berliner Zeitung" gemeldet, dass die
Zahl der Fahrgäste im Berliner Nahverkehr von 1999 bis 2004 um zehn
Prozent gestiegen ist, während die Fahrleistung im Berliner
Kraftfahrzeugverkehr im selben Zeitraum um 0,5 Prozent gesunken ist.
Zwischen beiden Zahlen gebe es nach Angaben der Senatsverwaltung
einen Zusammenhang.
"Republikweit steigen die Fahrgastzahlen im Nahverkehr seit Jahren
stark an. Nun will die Politik die von ihr propagierte Stärkung der
klimaschonenden Verkehrsmittel Bus und Bahn mit einem Federstrich
wieder zunichte machen", so der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer
zu der Kabinettsvorlage, die der Allianz pro Schiene in Auszügen
vorliegt. Flege: "Die Benzinpreise steigen, die Regierung will weg
vom Öl, gleichzeitig soll das Angebot im Öffentlichen Nahverkehr
ausgedünnt werden - das passt nicht zusammen." Notwendig sei
angesichts der wachsenden Nachfrage vielmehr eine massive
Angebotsausweitung im Öffentlichen Nahverkehr. Von 1997-2004 ist die
Zahl der Fahrgäste im Schienenpersonennahverkehr bundesweit um 25
Prozent gestiegen.
Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem gemeinnützigen Bündnis haben sich 15 Non-Profit- Verbände und 66 Unternehmen zusammengeschlossen.
Quelle: Pressemitteilung Allianz pro Schiene