Sven Petke, die E-Mail-Affäre und die brandenburgische CDU Verlorenes Vertrauen
Archivmeldung vom 13.10.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlSven Petke, der ehemalige Generalsekretär der brandenburgischen CDU, ist ein mutiger Mann. Doch sein Mut ist der Mut desjenigen, der nichts mehr zu verlieren hat. Einen Tag nach seinem wegen der E-Mail-Affäre erzwungenen Rücktritt als CDU-Generalsekretär, verkündete er Mitte September, nun wolle er eben Landesvorsitzender der Christdemokraten werden.
Und tatsächlich
gelang es ihm mit diesem verwegenen Akt der Vorwärtsverteidigung, von
den schweren Vorwürfen gegen ihn erst einmal abzulenken und eine neue
Führungsdebatte in der brandenburgischen Union zu eröffnen. Dass
dadurch jener Graben für alle offensichtlich werden würde, der die
CDU schon lange in zwei Lager teilt, muss Petke klar gewesen sein -
er hat es um seines vorläufigen politischen Überlebens in Kauf
genommen.
Die Betonung liegt hier allerdings auf dem Wort vorläufig. Denn
spätestens nach der Veröffentlichung des parteiinternen
Untersuchungsberichts zur E-Mail-Affäre ist klar: Unabhängig von der
strafrechtlichen Relevanz der Datenschutzverletzungen in der
CDU-Zentrale ist Petke durch sie politisch so schwer beschädigt, dass
er für das höchste Parteiamt im Lande objektiv nicht mehr infrage
kommt. Mal abgesehen davon, dass in Deutschland schon Minister für
weniger zurückgetreten sind: Eine Partei, die erfolgreich sein
möchte, braucht an ihrer Spitze jemanden, der Vertrauen schaffen
kann, nach innen wie nach außen. Petke kann dieser Mann nicht mehr
sein - ganz unabhängig davon, ob man seinem Gegenspieler, dem
Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns, nun die Eignung als Parteichef
zuspricht oder nicht.
Altkanzler Helmut Kohl soll im Jahr 2000 in einem innerparteilichen
Machtkampf seinen Gegnern mit den Worten gedroht haben: "Meine
Truppen stehen." Wie sich Petkes Truppen - angesichts der Perspektive
einer dauerhaften Parteispaltung und der damit einhergehenden
Chancenlosigkeit bei künftigen Wahlen - in den kommenden Wochen
verhalten, wird interessant zu beobachten sein. Es soll ja den einen
oder die andere unter ihnen geben, die sich selbst den Parteivorsitz
durchaus zutrauen würden.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau