Bundestagspräsidentin mahnt Merz zu Kompromiss
Angesichts einer geplanten weiteren Abstimmung im Bundestag, bei der die Union mit Hilfe der AfD eine Mehrheit für Asylverschärfungen durchsetzen könnte, mahnt Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) ein Umdenken bei Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) an. "Ich verstehe, wenn nach so schrecklichen Attentaten wie zuletzt in Magdeburg und Aschaffenburg Abgeordnete sich in der Pflicht fühlen, schnelle Lösungen zu präsentieren", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung".
"Dies darf aber auch in Wahlkampfzeiten nicht dazu führen, im Parlament
bewährte Wege der Kompromissfindung außer Acht zu lassen." Auch bei weit
auseinanderliegenden Positionen müssten Demokraten jederzeit
miteinander im Gespräch bleiben und Kompromisse finden. "Es bringt
keiner Seite etwas, auf Maximalforderungen zu beharren", sagte sie.
Merz
will an diesem Freitag eine Mehrheit für das von der Union schon vor
Monaten vorgelegte "Zustrombegrenzungsgesetz" erzielen, auch mit
AfD-Stimmen. Obwohl Merz nach dem Bruch der Ampelkoalition im Bundestag
versichert hatte, keine Mehrheiten zusammen mit der AfD suchen zu
wollen.
SPD und Grüne fordern von Merz, auf die Abstimmung zu
verzichten. "Unsere parlamentarische Demokratie ist derzeit unter Druck:
Unsere Herausforderungen werden wir zum Wohle unseres Landes aber nur
bewältigen, wenn wir in der demokratischen Mitte stets so miteinander
umgehen, dass stabile und verlässliche Koalitionen auch nach einem
harten Wahlkampf möglich bleiben", sagte Bas. "Wenn wir diesen
Grundkonsens aufgeben, werden künftige Regierungsbildungen in der Mitte
schwierig bis unmöglich. Spätestens dann droht unserer Demokratie
schwerer Schaden."
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung,
Carsten Schneider (SPD), warf Merz vor, dieser habe "ohne Not und völlig
kopflos für einen Dammbruch" gesorgt. Im Osten würden CDU und AfD
"bereits vielfach auf kommunaler und auch landespolitischer Ebene"
zusammenarbeiten, sagte Schneider dem "Spiegel". Die Brandmauer habe
bereits Risse bekommen.
Doch in der Ost-CDU werde über die Frage
der Zusammenarbeit auch diskutiert, sagte Schneider, der seinen
Wahlkreis in Erfurt hat. "Engagierte Demokraten halten und stützen
einander, um den Dammbruch vor Ort zu verhindern." Das sei seit den
Kommunal- und Landtagswahlen im vergangenen Jahr aber schwieriger
geworden.
"Diesen Menschen vor Ort, gerade auch innerhalb der
Ost-CDU, hat Merz den Boden unter den Füßen weggezogen, indem er eine
Zusammenarbeit jetzt sogar im Bundestag normalisiert hat", kritisierte
Schneider. "Diesen tiefgreifenden Kollateralschaden nimmt er billigend
in Kauf."
Quelle: dts Nachrichtenagentur