Studie: Pflegereform entlastet Heimbewohner nur kurzzeitig
Archivmeldung vom 21.08.2021
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie kurz vor der Sommerpause von der Großen Koalition verabschiedete Pflegereform wird für Heimbewohner wohl nur kurzzeitig eine finanzielle Entlastung bringen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Pflegeökonomen Heinz Rothgang von der Universität Bremen für die Krankenkasse DAK, über die das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Samstagsausgaben) berichtet.
Demnach wird der Anteil derjenigen Heimbewohner, die zur Finanzierung ihrer Pflege auf Sozialhilfe angewiesen sind, nur einmalig mit dem Inkrafttreten der Reform 2022 sinken und dann in den Folgejahren schnell wieder ansteigen. 2025, also nach nur drei Jahren, wird dann wieder in etwa der Stand vor der Reform erreicht. Nach den Berechnungen von Rothgang wird die Quote der Pflegeheimbewohner, die die Sozialleistung "Hilfe zur Pflege" benötigen, im laufenden Jahr zunächst auf einen neuen Rekordwert von 34,8 Prozent klettern. Durch die Reform sinkt sie dann 2022 laut der Studie auf 30,5 Prozent, um bereits ein Jahr später wieder auf 32,5 Prozent anzusteigen.
2025 wird mit 34,3 Prozent fast das Niveau vor der Reform erreicht. Auch in Zukunft werde perspektivisch rund ein Drittel der Heimbewohner auf Hilfe zur Pflege angewiesen sein und dieser Anteil werde sogar zunehmen, schreibt Rothgang.
Die Pflegereform sieht vor, dass die Eigenanteile der Heimbewohner für die reinen Pflegekosten durch einen Zuschuss der Pflegeversicherung gesenkt werden. Im ersten Jahr des Aufenthalts werden fünf Prozent übernommen, im zweiten Jahr 25 Prozent, im dritten Jahr 45 und danach 70 Prozent.
Gleichzeitig wurde aber auch ein besserer Personalschlüssel bei den Pflegekräften und die Zahlung von Tariflöhnen vereinbart, wodurch die Kosten für die Heimbewohner wieder steigen. Derzeit beträgt der Eigenanteil im Pflegeheim bundesweit im Schnitt insgesamt 2.125 Euro monatlich, wobei auf die reinen Pflegekosten 873 Euro entfallen.
"Die Entwicklungen in der Pflegeversicherung sind alarmierend", sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm dem RND. "Die Reform 2021 ist nicht geeignet, die Probleme der finanziellen Überlastung der Pflegebedürftigen und ihrer Familien zu lösen." Storm forderte einen höheren Steuerzuschuss zur Pflegeversicherung und eine echte Deckelung der Eigenanteile der Heimbewohner, damit die notwendige Eigenvorsorge kalkulierbar werde. Ziel müsse eine faire Lastenverteilung zwischen Beitragszahlern, Steuerzahlern und Pflegebedürftigen sein. "Der politische Handlungsbedarf bleibt unverändert hoch. Pflege darf kein Armutsrisiko sein", so Storm. Deshalb gehöre bereits in der ersten Hälfte der kommenden Wahlperiode eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung auf die politische Agenda, sagte der Kassenchef.
Quelle: dts Nachrichtenagentur