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Wolffsohn und Benz werfen AfD-Chef Anleihen aus Hitler-Rede von 1933 vor

Archivmeldung vom 09.10.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.10.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Erhobener Zeigefinger (Symbolbild)
Erhobener Zeigefinger (Symbolbild)

Bild: CFalk / pixelio.de

Namhafte Historiker haben AfD-Chef Alexander Gauland vorgeworfen, in einem Zeitungsbeitrag Duktus und Argumentation einer Rede Adolf Hitlers übernommen zu haben, die dieser 1933 vor Arbeitern in Berlin-Siemensstadt gehalten hatte. Der Zeithistoriker Michael Wolffsohn sagte dem Berliner "Tagesspiegel": "Es ist schlimm, dass Gauland seinen gebildeten Anhängern signalisiert, dass er Rede und Duktus Hitlers kennt und dass er die gegen die Juden gerichteten Vorwürfe Hitlers nun auf die Gegner der AfD von heute überträgt."

Wer die Hitler-Rede dagegen nicht kenne, dem juble Gauland "Adolf Hitler light" unter. Der Antisemitismus- und NS-Forscher Wolfgang Benz kritisierte im "Tagesspiegel", Gaulands in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erschienener Text sei "ganz offensichtlich eng an den Hitlers geschmiegt". Es handle sich nicht um ein Plagiat, aber um eine Paraphrase. Diese wirke so, "als habe sich der AfD-Chef den Redetext des Führers von 1933 auf den Schreibtisch gelegt, als er seinen Gastbeitrag für die ,FAZ' schrieb".

Gauland hatte am Wochenende in seinem Gastbeitrag zum Thema Populismus die angebliche Heimatlosigkeit der Eliten angeprangert. Eine "globalistische Klasse" gebe kulturell und politisch den Takt vor. Ihre Mitglieder fühlten sich in einer abgehobenen Parallelgesellschaft als Weltbürger, schrieb der AfD-Politiker. Ihnen gegenüber stünden "diejenigen, für die Heimat noch immer ein Wert an sich ist und die als Erste ihre Heimat verlieren, weil es ihr Milieu ist, in das die Einwanderer strömen".

Adolf Hitler hatte in seiner Siemensstadt-Rede 1933 gegen "eine kleine, wurzellose, internationale Clique" Front gemacht, die überall und nirgends zu Hause sei, heute in Berlin lebe und morgen in Brüssel. Das Volk aber könne ihnen nicht nachfolgen, es sei "gekettet an seine Heimat, ist gebunden an die Lebensmöglichkeiten seines Staates, der Nation".

Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sieht bei Gaulands Text und Hitlers Siemensstadt-Rede ebenfalls Parallelen. In einem Gastbeitrag für den "Tagesspiegel" schreibt Gabriel: "Hitlers Anhänger verstanden ihn und schrien bei seinen Parolen gegen die internationalen Eliten ,Juden' dazwischen - selbst dort, wo er sie nicht direkt erwähnte." Genau das solle dieser Text von Gauland jetzt wieder erreichen. "Nur dass nicht die Juden gemeint sind, sondern wir. Die Demokraten dieses Landes."

Gauland selbst wies die Anschuldigungen zurück. "Ich kenne keine entsprechende Passage von Adolf Hitler", sagte der AfD-Chef der Zeitung.

Quelle: Der Tagesspiegel (ots)

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