Grünen-Chefin Claudia Roth: "Brandstifter" Sarrazin für Bundesbank und SPD untragbar
Archivmeldung vom 12.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth hat nach den erneuten provokanten Äußerungen des Bundesbank-Vorstands Thilo Sarrazin die Bundesbank und die SPD zum Handeln aufgefordert.
"Ich frage mich, wie lange die Bundesbank einen solchen Brandstifter und Rechtspopulisten noch an ihrer Spitze dulden will. Auch die SPD muss sich fragen lassen, ob und wie lange sie Thilo Sarrazin noch in den eigenen Reihen akzeptiert", sagte Roth der "Leipziger Volkszeitung". "Mit seinen unsäglichen rassistischen Äußerungen hat Thilo Sarrazin einen neuen Tiefpunkt erreicht. Für die Bundesbank als eine der wichtigsten öffentlichen Institutionen in diesem Land ist ein Führungsmitglied mit dieser Geisteshaltung untragbar."
Sarrazin hatte bei einem Vortrag am Donnerstag in Darmstadt gesagt, er sehe Deutschland wegen angeblich geringerer Bildung der Zuwanderer in Gefahr. "Wir werden auf natürlichem Wege durchschnittlich dümmer", sagte Sarrazin. Zuwanderer "aus der Türkei, dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika" wiesen weniger Bildung auf als Migranten aus anderen Ländern.
Kufen: Sarrazin liefert keinen ernsthaften Beitrag zur Integrationsdebatte
Zu den umstrittenen Äußerungen des Bundesbank-Vorstands Thilo Sarrazin sagte der Integrationsexperte der NRW-Landesregierung, Thomas Kufen (CDU), den Zeitungen der WAZ-Gruppe: "Typisch Sarrazin. Das ist kein ernsthafter Beitrag zur Integrationsdebatte, sondern das Experiment, wie weit man gehen kann, um aus der SPD rausgeschmissen zu werden." Die Integrationspolitik arbeite seit Jahren daran, Bildungsaufstieg unabhängig von der Herkunft zu ermöglichen, so der Integrationsexperte.
Bülent Arslan vom Deutsch-Türkischen Forum der NRW-CDU sieht in Sarrazin nur noch "einen alten Mann, der nach Aufmerksamkeit sucht". Der ehemalige Senator wisse, dass er dies mit Aussagen gegen Einwanderer erreichen könne. "Wenn man das einmal macht, kann man damit sogar eine Debatte anstoßen. Jetzt aber kann Sarrazin einem nur noch leidtun", sagte Arslan im Gespräch mit der WAZ-Gruppe.
Quelle: Leipziger Volkszeitung / Westdeutsche Allgemeine Zeitung