Jürgen Trittin: TV-Duell ist "Täuschung der Wähler"
Archivmeldung vom 12.08.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJürgen Trittin, der Spitzenkandidat von Bündnis 90/Die Grünen, hat das für den 13. September angekündigte TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier heftig kritisiert, das von ARD, RTL, Sat 1 und ZDF zeitgleich übertragen wird.
"Hier offenbart sich eine gemeinsame Realitätsverdrängung einer großen Koalition, der von ihnen dominierten Gremien der TV-Anstalten und blinder Event-Orientierung", sagte Trittin dem Berliner "Tagesspiegel" am Mittwoch. Die Opposition werde ausgesperrt, damit sich Kanzlerin und Vizekanzler zur besten Sendezeit mit Wattebäuschen bewerfen könnten.
Trittin verwies auf die jüngste Meinungsumfrage, wonach die drei Oppositionsparteien - Grüne, Linke und FDP - zusammen auf 38 Prozent kämen, während die CDU auf 33 Prozent abgesackt sei und die SPD bei 24 Prozent dümpele. "In dieser Situation so zu tun, als gäbe es nur zwei Parteien, ist absurd und eine Täuschung der Wähler", sagte der Bündnisgrüne. Es gebe bei dieser Bundestagswahl kein Duell, sondern einen Kampf zwischen fünf Parteien. Das müsse sich auch in den Medien niederschlagen - gemäß ihres Informationsauftrages.
Dietmar Bartsch: Langeweile im Rosamunde-Pilcher-Format
Zum geplanten so genannten TV-Duell zwischen Kanzlerin Merkel (CDU) und Vizekanzler Steinmeier (SPD) erklärt der Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch:
Was soll am 13. September beim groß angekündigten TV-Duell zwischen Kanzlerin Merkel und dem Vizekanzler Steinmeier passieren? Ich vermute: Nichts. Es wird eine reine Showveranstaltung. Früh sitzen die beiden in trauter Gemeinsamkeit am Kabinettstisch, abends im Studio mimen sie dann Kanzlerduell, um sich am nächsten Tag dann wieder am Kabinettstisch zu treffen.
Die SPD will nicht mit der LINKEN, die FDP will nicht mit der SPD - damit ist die Kanzleroption von Steinmeier gleich Null. Das TV-Duell produziert allein Scheingefechte, mit denen die Wählerinnen und Wähler veralbert werden.
Wirklich spannend wäre nur eine gemeinsame Runde aller im Bundestag vertretenen Parteien mit harten Fragen und ebenso harten Antworten, mit unterschiedlichen Politikansätzen im direkten Vergleich. Das wäre ein Vorwahlkrimi für die Zuschauer, alles andere ist Langeweile im Rosamunde-Pilcher-Format.
Quelle: Der Tagesspiegel / DIE LINKE