Extremismusexperte sieht Problem in Wahrnehmung rechter Gewalt
Archivmeldung vom 04.10.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Rechtsextremismusexperte Andreas Speit sieht in Deutschland ein großes Problem mit der Wahrnehmung rechter Gewalt. "Ein wenig habe ich auch den Eindruck, dass im kollektiven Gedächtnis, wenn wir von Terror reden, wir immer nur an die RAF denken", sagte Speit am Donnerstag im Deutschlandfunk.
Einer der größten Anschläge bis heute sei immer noch von Rechtsextremen verübt worden beim Oktoberfest 1980 in München. Deutschland habe immer wieder Probleme in der Wahrnehmung rechter Gewalt. Es sei nicht nur das Sag- und Wählbare weiter nach rechts verschoben worden, sondern der Druck in diesem Milieu sei auch gestiegen, jetzt zuzuschlagen, so der Journalist. Man habe das in Chemnitz, aber auch in Köthen erleben können, dass da eine "geballte Mischung von Hass und Wut" sei, die sich auch entladen könne.
"Hier merkt man ja auch, dass diese Mischszenen, wo Expertinnen und Experten seit Jahren vor warnen, dass die wirklich sich enorm radikalisiert haben und dann auch mal zu Übergriffen ganz spontan bereit sind, oder offensichtlich Anschläge auch planen", so Speit.
Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung sind 30,4 Prozent der Wahlberechtigten rechtspopulistisch eingestellt. "Das heißt eigentlich, wenn wir über die Ursachen und die Motive für rechte Gewalt reden, wir natürlich auch über die Stimmung in der Mitte der Gesellschaft reden müssen", so Speit. Doch befürchte er, dass man "eine Scheu" davor habe, "über das zu reden, was auch in der Mitte der Gesellschaft präsent ist, nämlich die rechten Einstellungsmuster", so der Rechtsextremismusexperte.
Quelle: dts Nachrichtenagentur