Masken-Affäre: Ruf nach Konsequenzen wird immer lauter
Archivmeldung vom 09.03.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIn der sogenannten Maskenaffäre um den CSU-Abgeordneten Georg Nüßlein und den bisherigen CDU-Politiker Nikolas Löbel wird der Ruf nach Konsequenzen immer lauter. Timo Lange, Kampagnenleiter bei Lobby-Control, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ): "Die Union muss ihre Haltung zu fragwürdiger Einflussnahme, Lobbyismus und Transparenz grundlegend ändern. Es muss über den Einzelfall hinaus Konsequenzen geben."
Lange kritisierte, während der Verhandlungen zum geplanten Lobbyregister habe die Union immer wieder auf die Bremse getreten. "Sie hat für Lücken im Gesetzentwurf gesorgt, zum Beispiel müssen Lobbyisten künftig nicht genau angeben, worauf ihre Lobbyarbeit zielt. Die Union sollte ihren Widerstand dagegen und auch gegen einen Lobby-Fußabdruck für Gesetze aufgeben."
Ausgerechnet Philipp Amthor auf Listenplatz 1 in Mecklenburg-Vorpommern zu setzen sendet nach den Worten von Lange "das völlig falsche Signal". Er betonte: "Konsequent aufgeklärt wurde hier nicht." Der CDU-Bundestagsabgeordnete Amthor hatte im Juni 2020 nach einer Lobbyismus-Affäre auf eine Kandidatur für den Landesvorsitz verzichtet. Die CDU-Vertreterversammlung Mecklenburg-Vorpommerns wählte den 28-Jährigen am Samstag mit großer Mehrheit auf Platz eins der Landesliste für die Bundestagswahl am 26. September.
Roman Ebener, Sprecher des Portals Abgeordnetenwatch.de, forderte ein Verbot von vergüteter Lobbyarbeit durch Abgeordnete. Ebener sagte der "NOZ": "Es kann nicht sein, dass Abgeordnete, gerade in einer Notsituation, ihre politischen Kontakte und Privilegien zum eigenen geschäftlichen Vorteil nutzen." Abgeordnete sollten sämtliche Einkünfte auf den Euro genau offenlegen und alle Geschäftspartner und Geschäftspartnerinnen nennen müssen. "Einige Abgeordnete kassieren als Rechtsanwälte oder Unternehmensberater nebenher über eine Viertelmillion Euro von einem einzigen Mandanten - dessen Identität bleibt nach den derzeitigen Regeln jedoch im Dunkeln."
Zugleich müssten sämtliche Einflüsse auf einen Abgeordneten offengelegt werden, so Ebener weiter. "Lobbyisten und Lobbyistinnen - auch Unternehmen aus dem eigenen Wahlkreis sind solche - sollten angeben müssen, wie oft und zu welchem Zweck sie politische Entscheidungsträger kontaktiert haben."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)