Kinderhilfswerk: Jugendliche nicht zu Sündenböcken machen
Archivmeldung vom 09.12.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Präsident des Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, hat davor gewarnt, Jugendliche in der Coronakrise zu Sündenböcken zu machen und ihnen die "Spreader-Rolle" zuzuweisen. "Die Problembären sind derzeit eher Erwachsene im mittleren Alter", sagte Krüger der "Welt".
"Wir beobachten, dass das Querdenker-Milieu sogar vor Schulen agitiert und Schüler aufgefordert werden, die Masken abzunehmen. Das haben uns Eltern rückgemeldet. Da sage ich nur: Hände weg von Kindern", sagte Krüger.
Hier müsse der Verfassungsschutz "dringend hinschauen". Kinder seien sogar Vorbilder in Sachen Infektionsschutz, so Krüger weiter. Was Hygienevorschriften, Abstand und Maskentragen angeht, hielten sie sich überproportional stark an die Verabredungen. "Und sie haben auch noch einen Empathievorschuss. Sie bekommen mit, dass sie selbst in der Regel gut durch die Pandemie kommen, sie aber ihre Großeltern schützen müssen." Auch bei Jugendlichen gebe es durchaus ein Problembewusstsein. "Viele versuchen dennoch, eine jugendgerechte Lebensperfomance aus der Situation herauszumendeln. Das ist nicht einfach, wenn Bewegungsfreiheit und Experimentierfreude so stark eingeschränkt sind."
Nötig sei vor allem ein vernünftiges Generationenverhältnis, so Krüger. "Der Generationsvertrag wird mit ziemlicher Energie in Richtung auf das Alter abgeschlossen und untermauert, aber der Generationsvertrag mit den Kindern und Jugendlichen bleibt nach wie vor aus." Dass Kinder und Jugendliche in der Corona-Pandemie anfangs nicht gehört worden seien, sei ein "großes Versäumnis", so Krüger. "Meine Hypothese ist, dass Kinder sensorische Antennen haben, was solche außergewöhnlichen Ereignisse betrifft", so Krüger. Das sehe man auch in der Ökologiedebatte. "Sie können Vorreiter sein und Anstöße geben - und letztlich zu der Generation heranwachsen, die Veränderungen umsetzt, zu denen wir nicht in der Lage sind."
Quelle: dts Nachrichtenagentur