Paritätischer Gesamtverband: Ein sozialer Pflichtdienst löst keine Probleme, sondern schafft welche
Archivmeldung vom 15.06.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Vorstoß von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, über die Einführung einer sozialen "Pflichtzeit" in Deutschland nachzudenken, stößt auf immer mehr Kritik. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Ein sozialer Pflichtdienst löst keine Probleme, sondern schafft eher welche."
Schneider fragte: "Wollen wir wirklich junge Menschen in Alten- und Pflegeeinrichtungen haben, die vielleicht gar keine Lust auf den Job haben und die gar nicht die persönlichen Voraussetzungen dafür mitbringen?" Er betonte zugleich: "Wir brauchen hier engagierte Freiwillige und gut ausgebildete Fachkräfte. Darauf sollte man sich konzentrieren."
Schneider bezeichnete es als durchaus wünschenswert, "allen jungen Menschen Erfahrungen im Sozialen zukommen lassen". Wenn man dies erreichen wolle, sei dies aber über die schulischen Curricula und über Praktika zu lösen "und nicht durch einen aufgesetzten Pflichtdienst".
Steinmeier hatte in der "Bild am Sonntag" angeregt, über die Einführung einer "Pflichtzeit" zu reden. Es müsse kein Jahr sein. "Da kann man auch einen anderen Zeitraum wählen." Diese Zeit könnte bei der Bundeswehr geleistet werden, aber genauso gut bei der Betreuung von Senioren, in Behinderteneinrichtungen oder in Obdachlosenunterkünften, so der Bundespräsident.
Der Paritätische Gesamtverband ist einer der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland, Dachverband von über 10.000 eigenständigen Organisationen, Einrichtungen und Gruppierungen im Sozial- und Gesundheitsbereich.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)