Nach Abstimmung mit AfD: Merkel übt scharfe Kritik an Merz
In einer seltenen Erklärung hat die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) das erstmalige gemeinsame Votum von Union und FDP mit der AfD kritisiert. Sie halte es für falsch, "sehenden Auges erstmalig bei einer Abstimmung im Deutschen Bundestag eine Mehrheit mit den Stimmen der AfD zu ermöglichen", schrieb Merkel am Donnerstag auf ihrer Homepage.
Die Bundeskanzlerin a. D. erinnerte zunächst daran, dass der Vorsitzende
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Kanzlerkandidat von CDU und CSU,
Friedrich Merz, in seiner Rede am 13. November 2024 erklärt hatte, dass
er mit SPD und Grünen vereinbaren will, "dass wir nur die Entscheidungen
auf die Tagesordnung des Plenums setzen, über die wir uns zuvor mit
Ihnen von der SPD und den Grünen in der Sache geeinigt haben, sodass
weder bei der Bestimmung der Tagesordnung noch bei den Abstimmungen in
der Sache hier im Haus auch nur ein einziges Mal eine zufällige oder
tatsächlich herbeigeführte Mehrheit mit denen da von der AfD zustande
kommt".
Diese Verabredung wolle er ausdrücklich vorschlagen, hieß
es in der Rede von Merz. "Denn das hätten diese Damen und Herren von
rechts außen doch gerne, dass sie plötzlich die Mehrheiten besorgen, und
sei es mit Ihnen von den beiden Minderheitsfraktionen bei der
Bestimmung der Tagesordnung. Wir wollen das nicht", zitiert Merkel ihren
Nachfolger an der Spitze der CDU.
Dieser - nun gebrochene -
Vorschlag "und die mit ihm verbundene Haltung waren Ausdruck großer
staatspolitischer Verantwortung, die ich vollumfänglich unterstütze",
erklärte Merkel. "Für falsch halte ich es, sich nicht mehr an diesen
Vorschlag gebunden zu fühlen und dadurch am 29. Januar 2025 sehenden
Auges erstmalig bei einer Abstimmung im Deutschen Bundestag eine
Mehrheit mit den Stimmen der AfD zu ermöglichen."
Die
Ex-Kanzlerin mahnte eine Rückkehr zu einem anderen Umgangston und
sachlichen europarechtskonformen Vorschlägen an. "Stattdessen ist es
erforderlich, dass alle demokratischen Parteien gemeinsam über
parteipolitische Grenzen hinweg, nicht als taktische Manöver, sondern in
der Sache redlich, im Ton maßvoll und auf der Grundlage geltenden
europäischen Rechts, alles tun, um so schreckliche Attentate wie zuletzt
kurz vor Weihnachten in Magdeburg und vor wenigen Tagen in
Aschaffenburg in Zukunft verhindern zu können", so Merkel.
Quelle: dts Nachrichtenagentur