Steinbrück dringt auf Reformen für handlungsfähigen Staat
Der SPD-Politiker Peer Steinbrück sieht einen dringenden Reformbedarf in Deutschland, um die Handlungsfähigkeit des Staates und das Vertrauen der Bevölkerung sicherzustellen. Der Ernst der Lage sei groß, sagte er den "Tagesthemen" der ARD am Mittwoch. "Wir haben lange das Gefühl gehabt, wir leben in einem Auenland, wir müssen uns nicht anstrengen", so Steinbrück.
Wenn man allerdings Wohlstand und Sozialleistungen in Deutschland
aufrechterhalten wolle, müsse man sich auf die neuen globalen
Rahmenbedingungen und Herausforderungen einstellen. "Wir müssen laufen
lernen, wieder."
Kurz vor dem Beginn der Koalitionsverhandlungen
von CDU/CSU und SPD hat Peer Steinbrück gemeinsam mit dem ehemaligen
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) sowie Ex-Verfassungsrichter
Andreas Voßkuhle und der Medienmanagerin Julia Jäkel Vorschläge für
umfassende Reformen vorgelegt. Diese seien auch den
Verhandlungsteilnehmern vorgestellt worden, so Steinbrück.
"Wir
sind auf großes Interesse gestoßen", erklärte der frühere
Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Bundesfinanzminister. "Ich
glaube, das Bewusstsein, dass wir unter einem erheblichen Druck stehen,
den Maschinenraum dieses Staates zu ertüchtigen, ist vorhanden."
Ein
starker Staat sollte nach Ansicht Steinbrücks seinen Bürgern und
Unternehmen mit einem Vertrauensvorschuss begegnen. "Ein starker Staat
kann Dokumentationspflichten, Berichtspflichten, Nachweispflichten
deutlich reduzieren. Er sollte dann mehr Stichproben durchführen und er
sollte diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten, stärker
sanktionieren", sagte er.
Bei den Bürgern in Deutschland dürfe
das Vertrauen in die staatliche Handlungs- und Funktionsfähigkeit und in
die politische Lösungskompetenz nicht weiter erodieren, erklärte
Steinbrück. "Das könnte zu einem Demokratieproblem werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur