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Soziale Spaltung: Wagenknecht wirft auch eigener Partei schwere Versäumnisse vor

Archivmeldung vom 08.07.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.07.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Sahra Wagenknecht (2019)
Sahra Wagenknecht (2019)

Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Sahra Wagenknecht, frühere Chefin der Linksfraktion im Bundestag, beklagt eine zunehmende soziale Spaltung in Deutschland und geht dabei auch mit den Linken hart ins Gericht. In einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Wagenknecht: "Viele linke Politiker haben den Kontakt zu den Benachteiligten verloren, zu denen ohne Universitätsabschluss, zur alten Mittelschicht und erst recht zu den Ärmeren, die heute in Niedriglohnjobs arbeiten müssen."

Diese Menschen kämpften Monat für Monat um ihr soziales Überleben und fühlten sich dabei oft alleingelassen. "Die Linke", so Wagenknecht, "ist dafür gegründet worden, dass sie deren Interessen vertritt, und nicht dafür, sich mit Lifestyle-Fragen der Privilegierten zu beschäftigen." Leider seien die linken Parteien aber europaweit in den letzten Jahren immer mehr zu Parteien der Bessergebildeten und Besserverdienenden geworden.

Wagenknecht beklagte zudem mangelnde Konsequenzen aus der Corona-Krise. So würden die sogenannten "Helden des Alltags" immer noch miserabel bezahlt. "Zwar hat endlich sogar die Bundesregierung gemerkt, wer in unserem Land wirklich systemrelevant ist: die Leute, die trotz Corona und mit wenig Schutz in den Supermärkten, in den Pflegeheimen, in den Krankenhäusern gearbeitet haben." Doch hätten diese Menschen nur wohlfeilen Applaus bekommen. "Der Mindestlohn, der zumindest für einen Teil von ihnen relevant ist, steigt im Januar um klägliche 15 Cent. Und so driftet das Land weiter auseinander - mit enormem Reichtum auf der einen Seite, während andere um ihr bisschen Wohlstand immer mehr kämpfen müssen."

Wagenknecht forderte, "die Ausbeutung im Niedriglohnsektor" müsse endlich beendet werden. "Außerdem brauchen wir wieder durchgehend tarifliche Bezahlung, gerade im Einzelhandel." Einen grundlegenden Wandel forderte die Linken-Politikerin zudem in der Pflege. Sie betonte: "Die Pflege gehört in nicht in die Hände von Hedgefonds und Finanzinvestoren, die auf Kosten wehrloser alter Menschen einen Reibach machen. Um Renditen von zehn Prozent und mehr zu realisieren, wird Personal entlassen, unter extremen Druck gesetzt und schlecht bezahlt." Zum Vergleich verwies Wagenknecht auf Luxemburg. Dort hätten Krankenpfleger nach einer amtlichen Statistik im Jahr 2017 knapp 94.000 Euro brutto pro Jahr verdient. "Das zeigt: In Deutschland sind die Gehälter für Alten- und Krankenpfleger viel zu niedrig."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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