Journalisten sehen auch Probleme für die Union
Archivmeldung vom 01.11.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.11.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFührende Journalisten befürchten nach dem angekündigten Rückzug des SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering Probleme für die Union. Das schlechte Wahlergebnis sei ein Trauma für die Partei gewesen, sagte Christoph Schwennicke, Leiter der Parlamentsredaktion der "Süddeutschen Zeitung", am Dienstag in der Phoenix-Sendung "Unter den Linden":
"Ich glaube, dass unter Umständen Angela Merkel noch
bevorsteht, was Franz Müntefering jetzt erlebt hat. Ich sage nicht
zwangsläufig mit dem gleichen Ergebnis." Das Thema werde "durch jede
Ritze drücken", meinte Schwennicke: "Wenn die Kollegen von Frau
Merkel, die sich ja in letzter Zeit in Loyalität wechselseitig
überboten haben, beispielsweise Herr Koch und Herr Wulff, ihre eigene
Chance zu wittern beginnen, dann glaube ich, kann Frau Merkel in
sehr, sehr große Schwierigkeiten geraten."
Johann Michael Möller, Vize-Chefredakteur der Tageszeitung "Die
Welt", hielt es unterdessen für möglich, dass der bayerische
Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) nicht nach Berlin gehe: "Ich
glaube es ist so, dass sich Herr Stoiber jetzt eine Art Notausgang
sehr weit offen hält. Die Entwicklung ging in den letzten Wochen
nicht zu seinen Gunsten." Stoiber habe wohl auch mitbekommen, dass
"Berlin ein etwas heißeres Pflaster ist als München, wo er in einem
quasi monarchischen Stil regieren kann." Möglicherweise nehme er den
Rückzug Münteferings nur zum Anlass für einen eigenen Amtsverzicht.
Die Journalisten attestierten der SPD, dass sie derzeit nicht
regierungsfähig sei und ein Führungsproblem habe. Ob Andrea Nahles
vom Parteitag Mitte November aber tatsächlich zur Generalsekretärin
gewählt werde, beurteilte Schwennike skeptisch: "Ich kann mir das
nicht vorstellen. Das wäre das erste Mal, dass eine Generalsekretärin
ausgeguckt wird und dann schaut man nach dem passenden Vorsitzenden
dazu." Nahles habe wohl einen "zweifelhaften Sieg" errungen.
Quelle: Pressemitteilung Poenix