Geremek fordert klares Bekenntnis von Merkel gegen "Zentrum gegen Vertreibungen"
Archivmeldung vom 18.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittPolens ehemaliger Außenminister Bronislaw Geremek hat Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem "klaren Bekenntnis" gegen das umstrittene "Zentrum gegen Vertreibungen" aufgefordert.
Vor dem
Auftritt Merkels bei der Gedenkveranstaltung "60 Jahre Vertreibung -
60 Jahre Wege zur Versöhnung" am Montag in Berlin sagte Geremek dem
"Tagesspiegel am Sonntag", "das wäre der richtige Ort, um
klarzustellen, dass die Bundesregierung das Zentrum gegen
Vertreibungen nicht unterstützt". Scharf kritisierte Geremek jüngste
Äußerungen der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen Erika
Steinbach zu den deutsch-polnischen Beziehungen. "Wenn Frau Steinbach
jetzt sagt, Hitlers Verbrechen hätten den Wunsch vieler Polen nach
Vertreibung erst wahr gemacht, dann ist das eine absurde Verdrehung
der Tatsachen. Ich erkenne darin keinen Versöhnungswillen". Geremek
bedauerte, dass das Projekt der Vertriebenen-Präsidentin Erika
Steinbach "salonfähig" geworden sei und warb statt dessen für das
europäische Netzwerk für Erinnerung und Solidarität, das auf eine
Initiative der Präsidenten Johannes Rau und Aleksander Kwasniewski
zurückgeht. Kritik übte Geremek, der heute Mitglied des
Europaparlaments ist, auch an der rechtskonservativen Regierung in
Warschau. Nach dem jüngsten Bekenntnis von Ministerpräsident Lech
Kaczynski, die deutschen Minderheitsrechte nicht anzutasten hoffe er,
dass die Regierung die "deutsch-polnischen Beziehungen nicht weiter
fahrlässig in Frage stellt". "Es wäre ein Alptraum, wenn all das, was
wir in den letzten 16 Jahren erreicht haben, durch Hass und
Propaganda zerstört wird", fügte Geremek hinzu.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel