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SPD-Politikerin Özoğuz: "Gauland hat sich verspekuliert"

Archivmeldung vom 04.09.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Aydan Özoğuz (2019)
Aydan Özoğuz (2019)

Foto: Olaf Kosinsky
Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die SPD-Politikerin Aydan Özoğuz glaubt, dass Alexander Gaulands Aussage, sie "in Anatolien entsorgen" zu wollen, dem AfD-Chef selbst geschadet hat.

"Rückblickend glaube ich: Gauland hat sich verspekuliert. Er hat nicht mit der Gegenwehr so vieler gerechnet, die seine Provokation angewidert hat", schreibt Özoğuz in einem Gastbeitrag für das neue Ressort "Streit" in der Wochenzeitung "Die Zeit". Gauland hatte 2017 bei einem Wahlkampfauftritt in Thüringen über die damalige Integrationsbeauftragte des Bundes gesagt: "Ladet sie mal ins Eichsfeld ein, und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien entsorgen können." Zuvor hatte Özoğuz in einem Zeitungsbeitrag geschrieben, dass "eine spezifisch deutsche Kultur, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar" sei. Özoğuz heute: "Gauland und andere rissen den Satz aus dem Zusammenhang: Ich hätte gesagt, es gebe keine deutsche Kultur."

Und weiter: "Gemeint hatte ich damit eine spezifisch deutsche Leitkultur – um die ging es schließlich im ganzen Text. Mein Punkt war: Aus meiner Sicht gibt es nicht die eine deutsche Leitkultur, sondern kulturelle Vielfalt, geprägt von Regionen oder Milieus." Dass sie unpräzise gewesen sei, müsse sie sich selbst zuschreiben. "Aber wie kann man mir unterstellen, ich hätte die deutsche Kultur verleugnen wollen?", schreibt Özoguz weiter. "Als `Hamburger Deern` bin ich mit dieser Kultur groß geworden. Ich bin norddeutsch-preußisch geprägt. Ich habe Goethe gelesen und Bach und Beethoven auf dem Klavier gespielt."

Sie habe damals erlebt, "dass wichtige gesellschaftliche Reflexe funktionieren. Ich erlebte viel Solidarität, von der Kanzlerin bis hin zu Unbekannten, die mich auf der Straße ansprachen: Lassen Sie sich nicht unterkriegen!" Leider sei sie "längst nicht die Einzige, die so etwas erlebt hat. Auch Noah Becker, Jérôme Boateng und andere wurden schon massiv rassistisch beleidigt. Das Gefährliche an der Verrohung der Debattenkultur ist, dass die ständigen Attacken zur Ermüdung der Angegriffenen führen – und dass auf Dauer die Angreifer profitieren", schreibt die SPD-Bundestagsabgeordnete.

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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