Sachsens Regierungschef Kretschmer: CDU braucht schärferes Profil
Archivmeldung vom 03.11.2018
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.11.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttSachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) wünscht sich von seiner Partei ein schärferes Profil. "Es ist dringend notwendig, unseren Markenkern wieder stärker herauszuschälen", sagte Kretschmer dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag" vor der Klausurtagung des CDU-Bundesvorstands. Viele Wähler hielten die Beschlüsse der großen Koalition inzwischen für CDU-Programmatik, klagte der Regierungschef. "Wir müssen den Menschen stärker zeigen, was Kompromisse sind - und was die CDU täte, wenn sie allein regieren würde."
Gleichzeitig verlangte Kretschmer einen anderen Führungsstil als unter der bisherigen Parteichefin Angela Merkel "Mehr zu erklären, nach draußen zu gehen und öffentliche Debatten zu führen, ist notwendig in dieser Zeit." Dass sich mehrere Kandidaten um die Nachfolge von Merkel als Parteivorsitzende bewerben, begrüßte Kretschmer Einen Favoriten gebe es nicht, die Parteitagsdelegierten erwarte "eine ganz spannende Wahl". An Friedrich Merz fasziniere die Menschen, dass "da einer von außen kommt, der auch an anderer Stelle kompetent ist". Bei Jens Spahn fänden es viele "gut, dass er nicht so stromlinienförmig ist, ins Risiko geht bei Themen oder Abstimmungen, an denen man sich auch verbrennen könnte". Und Annegret Kramp-Karrenbauer bescheinigte der Ministerpräsident, "dass sie von allen dreien wohl die meiste Erfahrung hat". Man würde die Generalsekretärin "absolut unterschätzen", so Kretschmer, "wenn man sie auf die Nähe zur Kanzlerin reduzieren würde".
Ein unabhängiger Parteichef ohne Regierungsamt könne für die CDU "eine Riesenchance sein", sagte Kretschmer. Die Sache berge aber auch Risiken. "Wenn man sich nach der Wahl zerstreiten würde, wenn diejenigen, die nicht zum Zuge kommen, das nicht akzeptieren können. Oder auch, wenn es dann Streit zwischen der Parteispitze und der Kanzlerin oder dem Fraktionsvorsitzenden gibt." Man stehe als Volkspartei "an einer entscheidenden Wegmarke". Die neue Parteispitze müsse sich dieser Verantwortung bewusst sein.
Quelle: Der Tagesspiegel (ots)