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stern.de: Wulff nahm Unternehmer Geerkens dreimal auf Reisen mit

Archivmeldung vom 13.12.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Christian Wulff (November 2009) Bild: Martina Nolte / de.wikipedia.org
Christian Wulff (November 2009) Bild: Martina Nolte / de.wikipedia.org

Auf Bundespräsident Christian Wulff (CDU) kommen im Zusammenhang mit dem Privatkredit der Unternehmergattin Edith Geerkens weitere Fragen zu. Nach Recherchen des Online-Magazins stern.de war ihr Mann Egon Geerkens dreimal Teilnehmer von Wirtschaftsdelegationen bei Auslandsreisen, die Wulff als niedersächsischer Ministerpräsident unternahm. Weder bei seinen Vorgängern im Amt des Ministerpräsidenten noch bei seinem Nachfolger David McAllister (CDU) gehörte Geerkens zu derartigen Delegationen.

Edith Geerkens hatte im Oktober 2008 Wulff und seiner Frau Bettina einen Privatkredit zu günstigen Konditionen gewährt. Ihr Gatte, der nach Informationen von stern.de seit 2003 in der Schweiz lebt, ist ein Geschäftsmann aus Wulffs Heimatstadt Osnabrück.

Bereits im Januar 2010 hatten die Reiseteilnahmen für kritische Anmerkungen der Opposition gesorgt. Der damalige niedersächsische SPD-Fraktionschef Wolfgang Jüttner stellte die Frage, warum "ein ehemaliger Familienunternehmer, der in der Schweiz seinen Ruhestand und den Lohn seiner Arbeit genießt" als Teil einer Wirtschaftsdelegation gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten ins Ausland reise. Geerkens' Ehefrau bestätigte jetzt stern.de, dass ihr Mann seit der Aufgabe eines Juweliergeschäfts in Osnabrück im Jahr 2007 keine geschäftlichen Aktivitäten in Niedersachsen mehr unterhalte.

Edith Geerkens verteidigte die Konditionen des Privatkredits gegenüber stern.de. Die von ihr mit den Wulffs vereinbarten Zinsen von vier Prozent, so Geerkens, "entsprachen den zu erwartenden Zinsen einer Bankanlage", wobei zu berücksichtigen sei, dass damals in der Bankenkrise "Bankanlagen als sehr unsicher galten". Edith Geerkens hatte seinerzeit auch darauf verzichtet, ins Grundbuch eingetragen zu werden, um so das Darlehen abzusichern. Sie ließ sich auch Wulffs Grundschuldbrief nicht notariell abtreten. Das Darlehen habe aus ihrer Sicht "keinen Bezug zum Haus der Familie Wulff" gehabt, sondern wurde "privat zur freien Verfügung gewährt", sagte sie stern.de.

Die Frankfurter FMH-Finanzberatung hat die damaligen Kreditkonditionen privater Banken gespeichert. Sie wären für Wulff deutlich teurer gekommen. Die renommierte Münchner Hyp zum Beispiel hätte zum Stichtag 20. Oktober 2008 bei fünf Jahren Laufzeit und 100 Prozent Beleihungswert damals 5,32 Prozent Zinsen verlangt. Legt man diese Konditionen zu Grunde, hätten die Wulffs dank Geerkens jährliche Zinskosten von 6600 Euro gespart und über die ursprünglich geplante Gesamtdauer des Kreditvertrages sogar 33 000 Euro. Im März 2010 lösten die Wulffs den Darlehensvertrag mit Geerkens jedoch durch einen Kredit der BW-Bank ab, einer Tochter der baden-württembergischen Landesbank LBBW. Heute lässt Wulff verbreiten, dass der Geerkens-Kredit ohnehin nur als Zwischenfinanzierung gedacht gewesen sei. Anfang 2010 habe es dann auch auf dem Kreditmarkt günstigere Zinssätze gegeben als seinerzeit mit der Unternehmergattin vereinbart.

Allerdings setzte Wulff auch nach dem Wechsel zur BW-Bank sein Versteckspiel noch eine Weile fort. Als der stern erstmals im Februar diesen Jahres im Präsidialamt anfragte, wer das Haus in Großburgwedel finanziert habe, ließ Wulff erklären, die BW-Bank "war und ist der Kreditgeber" - und erweckte damit den Eindruck, dass das Stuttgarter Institut von Anfang der Geschäftspartner gewesen sei.

Quelle: Gruner+Jahr, stern.de (ots)

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