Merkel spricht von schwersten Krise seit den 1920er Jahren
Archivmeldung vom 15.10.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakBei ihrer Rede vor dem Bundestag machte Bundeskanzlerin Angela Merkel darauf Aufmerksam, dass die Finanzkrise noch lange nicht ausgestanden sei und Deutschland schwere Zeiten bevor stünden.
Die Kanzlerin sprach wörtlich von der schwersten Bewährungsprobe seit der großen Weltwirtschaftskrise in den 1920er Jahren. Sie äußerte sich aber gleichzeitig zuversichtlich, dass das Banken-Rettungspaket der Bundesregierung einen dauerhaften konjunkturellen Einbruch verhindern werde. Die deutschen Unternehmen seien inzwischen auf die Krise eingestellt.
Merkel geht davon aus, dass auf EU-Ebene wahrscheinlich noch an diesem Mittwoch die Anpassung der europäischen Bilanzierungsregeln an US-Standards beschlossen werde. Somit könnten die Banken die flexibleren Regeln bereits in den Abschlüssen für das dritte Quartal nutzen. In einem weiteren Schritt sollen auf internationaler Ebene die Regeln für die Finanzmärkte geändert werden, um eine derart entfesselte Entwicklung künftig zu vermeiden. Unter anderem sei mehr Transparenz bei den Rating-Agenturen und bei Finanzprodukten notwendig. Zudem solle der Internationale Währungsfonds (IWF) gestärkt werden.
Die Bundeskanzlerin kündigte zudem die Einsetzung einer Expertenkommission unter der Leitung des ehemaligen Bundesbank-Präsidenten Hans Tietmeyeran an, die Vorschläge für die neuen Regeln auf den Finanzmärkten erarbeiten soll. Außerdem appellierte Merkel an Vertreter der Finanzwirtschaft, sich an den Rettungsmassnahmen zu beteiligen.