Kanzleramtschef Schmidt: GroKo "nie wirklich gut für das Land"
Wolfgang Schmidt (SPD), Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramts im Kabinett Scholz, hat sich über die kommende Regierung wenig erfreut gezeigt. "Ich fand große Koalitionen nie wirklich gut für das Land", sagte Schmidt der "taz".
In der heutigen Zeit brauche es klare Richtungsentscheidungen, die in
einer solchen Koalition nicht möglich seien. "Die SPD musste immer mit
Parteien koalieren, die bei der Verteilungsfrage und der Frage der
Steuergerechtigkeit nicht bereit waren, die notwendigen Entscheidungen
zu treffen." Die FDP und die CDU bezeichnete er dabei als
"Steuertaliban".
Das einzig Gute an einer großen Koalition sei,
dass sie verhindere, "dass sich unsere Gesellschaft so spaltet und
polarisiert, wie wir das derzeit etwa in den USA erleben".
Zur
Sicherheitslage in Europa erklärte Schmidt, dass Europa mittelfristig
weiterhin auf die Garantien der USA innerhalb der Nato angewiesen
bleiben werde. "Auf absehbare Zeit werden wir es nicht ohne die USA
hinkriegen." Europa müsse zwar unabhängiger werden, doch werde das Zeit
brauchen.
Auch die Ukraine bleibe auf US-Unterstützung
angewiesen, weshalb im Umgang mit Trump besonderes Geschick nötig sei.
"Ich habe dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj immer gesagt:
Überlege dir, was du anbietest, wenn Trump dich fragt", so Schmidt.
Trump habe bereits vor einer möglichen zweiten Amtszeit bei Scholz
sondiert, zu welchen Zugeständnissen Selenskyj bereit wäre.
Bei
der Bundestagswahl 2025 verpasste Schmidt den Wiedereinzug knapp. Er
kündigte an, nun erst einmal seine Akten und Kisten auszumisten. Er sei
auch erleichtert, sich aus dem Amt des Kanzleramtschefs zurückziehen zu
können. "Ich glaube nicht, dass mir die Macht fehlen wird", so der
SPD-Politiker.
Quelle: dts Nachrichtenagentur