Karl Lauterbach: "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand"
Archivmeldung vom 08.01.2021
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Freigeschaltet durch André OttDer SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach blickt mit großer Sorge auf die Virus-Mutation in Großbritannien und die möglichen Folgen für Deutschland. "Unsere Situation wird noch erschwert durch eine sehr gefährliche Mutation, die in England weiter wächst, obwohl man dort im Lockdown ist. Das muss uns zu denken geben", sagt der in Köln lebende Politiker im Podcast "Die Wochentester" (Folge vom 8. Januar) des "Kölner Stadt-Anzeiger".
Sollte sich die Mutation auch hierzulande ausbreiten, müssten sich die Deutschen auf noch mehr Einschränkungen einstellen: "Dann sind natürlich viel drastischere Maßnahmen notwendig, um das Gleiche zu erreichen. Wir haben alle Angst vor einer dritten Welle mit der neuen Mutation."
Die kürzlich beschlossene Lockdown-Verlängerung hält er darum für alternativlos: "Wir müssen ehrlich sagen, dass wir mit dem Rücken zur Wand stehen. Zu früh aus dem Lockdown bedeutet eine dritte Welle." Lauterbach geht davon aus, dass der politisch gewünschte Inzidenzwert von 50 bis zum 31. Januar nicht erreicht werden wird - und kritisiert den angepeilten Wert: "Ich kenne eigentlich keinen einzigen Virologen oder Epidemiologen, der sagt: "50 ist sicher". Alle sagen, es muss niedriger sein."
Die in der Kritik stehende 15-Kilometer-Radius-Regel verteidigt Lauterbach vehement: "Wir wollen keinen Deutschland-Tourismus. Wir wollen nicht, dass die Situation so ist, dass unsere Kinder nicht in die Schule dürfen. Gleichzeitig machen andere, die es sich leisten können und glauben leisten zu müssen in dieser Zeit einfach einen Familienurlaub, also fahren Ski oder reisen durch Deutschland hin und her. Wir haben es ja am Wochenende gesehen: Wir waren im vollen Shutdown und die Skihänge, die Ausflugsziele waren überrannt. Das können wir einfach zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen." Lauterbach fordert zudem, den Wahlkampf für die Bundestagswahl vorläufig auszusetzen: "Wir sind jetzt in den nächsten drei Monaten in einer wirklich ganz eklatanten Krisenlage und da kann kein Wahlkampf stattfinden."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)