Psychologe Stephan Grünewald hält Folgen der Masken-Affäre für fatal: "Zersetzt die Bereitschaft mitzumachen"
Archivmeldung vom 12.03.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Kölner Psychologe Stephan Grünewald glaubt, dass die Masken-Affäre in der Union für die Gesellschaft psychologisch fatale Folgen hat: "Die Affäre ist moralisch absolut verwerflich und muss hart sanktioniert werden", sagte er im Podcast "Die Wochentester" von "Kölner Stadt-Anzeiger" und "RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND)".
Psychologisch sei es schwierig, wenn die Bevölkerung jetzt das Gefühl haben müsse, die politisch Verantwortlichen zeigten sich nicht nur von ihrer strengen oder fürsorglichen Seite, sondern sie schlagen jetzt selber über die Strenge. "Sie bereichern sich, sie haben nur ihren Eigennutz im Sinn. Das zersetzt natürlich in diesem Corona-Korrosionsprozess zusätzlich die Bereitschaft der Menschen, mitzumachen und solidarisch zu sein." Er stelle insgesamt eine "stillschweigende Spaltungstendenz" der Gesellschaft fest. "Eine kleine Gruppe hat komplett den Glauben an die Pandemie und die Beherrschbarkeit verloren. Die sind jetzt schon in einer anarchischen Resignation und scheren sich um wenig Regeln."
Das Mitglied im Expertenrat der NRW-Landesregierung kritisiert die Politik aber auch noch in einer anderen Hinsicht: "Die Politik müsste viel mehr Mut machen. Wir sind im letzten Jahr in eine ständige Schuldverschiebung reingeraten. Auf politischer Ebene, aber auch gegenüber den Bürgern, dass mitunter der moralische Zeigefinger erhoben wird: Ihr habt Euch nicht genug angestrengt. Und es müsste viel stärker nochmal gewürdigt werden, was das für eine existenzielle Zumutung ist."
Das vollständige Gespräch mit Stephan Grünewald hören Sie im Podcast "Bosbach & Rach - Die Wochentester" ab Freitag, 7 Uhr auf ksta.de/wochentester und rnd.de. Der Podcast mit Wolfgang Bosbach und Moderator Christian Rach ist außerdem abrufbar über Apple Podcasts, Spotify, Amazon Music, Audio Now, Deezer und Podimo.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)