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Trotz Lehrermangels: NRW erschwert Referendaren aus Niedersachsen Zugang zu Grundschulen

Archivmeldung vom 16.01.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.01.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

Trotz tausender fehlender Grundschullehrer hat das NRW-Schulministerium die Zugangsvoraussetzungen für Referendare aus Niedersachsen verschärft. Nach Informationen des WESTFALEN-BLATTES sollten die neuen Bestimmungen ab Mai gelten, sie wurden jetzt aber überraschend ausgesetzt.

In der vergangenen Woche wurde Studenten in Niedersachsen mitgeteilt, dass Nordrhein-Westfalen ab Mai für das Referendariat mindestens acht Leistungspunkte in Mathematik und acht in Deutsch verlange. Wer aber beispielsweise in Niedersachsen Deutsch und Sachkunde studiere, erreiche die acht Mathepunkte nicht (oder die acht Deutschpunkte, wenn er Mathe studiert). »Das Land NRW hat diese Änderung des Vorgehens nicht angekündigt«, heißt es in einer Mail der Uni Osnabrück. Entsprechende Probleme mit anderen Bundesländern seien »nicht bekannt«. In beiden Bundesländern müssen Lehramtsstudenten sechs Semester für den Bachelor und vier Semester für den "Master of Education" studieren und 300 Leistungspunkte erreichen. Deren Verteilung ist aber wegen der unterschiedlich angelegten Studiengänge anders.

Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Nordrhein-Westfalen ist die Verschärfung der Anforderungen nicht nachvollziehbar. Die stellvertretende Landesvorsitzende Maike Finnern sagte dem WESTFALEN-BLATT, in den kommenden zehn Jahren könnten nicht alle offenen Lehrerstellen besetzt werden. »Bis 2040 fehlen an Grundschulen, Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen nach Ministeriumsangaben 15.000 Lehrer.« Dass Schulministerin Yvonne Gebauer in dieser Situation die Zugangsvoraussetzungen für Grundschulreferendare von niedersächssischen Unis verschärfe, sei nicht nachzuvollziehen. »Ein Master of Education muss in ganz Deutschland gelten. Alles andere versteht doch kein Mensch!« Die Gewerkschafterin sagte weiter, es gehe auch nicht, dass eine solche neue Regelung Menschen »mitten in ihrer Ausbildung« träfe. »Man plant doch sein Studium.«

Wie die Studenten in Niedersachen die fehlenden Punkte erwerben können, ist noch ungeklärt. Ihnen wurde mitgeteilt, die Universität sei noch im Gespräch mit NRW. Berthold Paschert, Sprecher der GEW in Nordrhein-Westfalen: »Wir haben dieses Chaos kommen sehen und das Schulministerium davor gewarnt.«

Gab es deshalb im letzten Moment ein Einsehen in Düsseldorf? Ein Sprecher des Ministeriums erklärte gegenüber dem WESTFALEN-BLATT, man werde »bis auf Weiteres für eine Übergangszeit« niedersächsische Lehramtsprüfungen mit lediglich zwei Fächern anerkennen, sofern eines der Fächer Mathematik oder Deutsch sei. Die Frage, wie lange die Übergangszeit dauern werde, beantwortete der Sprecher nicht.

Nach Angaben des Schulministeriums werden Referendare in NRW ab Mai in Deutsch, Mathe und einem weiteren Fach ausgebildet.  Dies erfordere ein vorausgegangenes Studium in Deutsch und Mathe »auf einem fachlichen Mindestniveau.« So würden Lehramtsanwärter besser auf die Klassenleitung und die Unterrichtsgestaltung vorbereitet, hieß es aus dem Ministerium.

Quelle: Westfalen-Blatt (ots)

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