Kritik an BSW-Aufnahmepraxis - Mitglieder klagen gegen Satzung
Archivmeldung vom 05.12.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.12.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićZwei Mitglieder des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) aus Hamburg klagen gegen die Parteisatzung vor einem Zivilgericht. Dejan Lazic und Norbert Weber halten die Aufnahmepraxis, die in der Satzung des BSW fixiert ist, für rechtswidrig, wie sie dem Nachrichtenportal T-Online sagten.
"Sahra entscheidet alles", so Lazic und Weber. "Das dürfte rechtswidrig
sein", fügte der Jurist Lazic hinzu. Eine Partei müsse "von unten nach
oben" aufgebaut werden, nicht "top-down".
In Paragraf 4 der
Parteisatzung heißt es wörtlich: "Über die Aufnahme entscheidet
grundsätzlich der Bundesvorstand." Schon bei seiner eigenen Aufnahme sei
ihm das Verfahren komisch vorgekommen, sagte Lazic weiter: "Es
erinnerte mich an eine Sekte."
"Die Stimmung in der Partei wird
schlechter", fügte er hinzu. Und das gelte nicht erst seit der Aufnahme
von 20 Mitgliedern in Thüringen vor wenigen Tagen, die in einem
Eilverfahren installiert wurden. "Dies zeigt, dass der zentrale Zugriff
des Bundesvorstands auf die Mitgliedsaufnahme nicht nur eine
theoretische, sondern eine reale Bedrohung für die demokratische
Selbstverwaltung der Landesverbände darstellt", sagte Lazic.
Der
Düsseldorfer Rechtswissenschaftler Martin Morlok hat sich die Satzung
genauer angeschaut. Er sagte T-Online, dass das BSW das "Prinzip einer
Kaderpartei" verfolge. "Das ist mit der innerparteilichen Demokratie
nicht vereinbar", so der emeritierte Professor für Öffentliches Recht.
Landesverbände müssten wesentliche Entscheidungen treffen können, dazu
gehöre auch die Aufnahme von Mitgliedern. Eine "gerichtliche Klärung
wäre notwendig", sagte Morlok.
Lazic und Weber haben nun am
vergangenen Mittwoch den BSW-Bezirksverband Hamburg-Mitte/Nord
gegründet. Dort wollen sie jetzt nach und nach weitere Mitglieder in die
Partei aufnehmen. Ohne Vorher den Bundesvorstand zu konsultieren. Die
Partei reagierte laut T-Online zunächst nicht auf eine Anfrage.
Quelle: dts Nachrichtenagentur