Ramelow für Wissler und Hennig-Wellsow als Linken-Vorsitzende
Archivmeldung vom 07.09.2020
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Freigeschaltet durch André OttThüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat sich für die hessische Fraktionsvorsitzende Janine Wissler und die thüringische Partei- und Fraktionsvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow als neue Vorsitzende der Linken auf Bundesebene ausgesprochen. "Janine Wissler hat gezeigt, was es heißt, gute und verlässliche Oppositionsarbeit und stabile Parteiarbeit zu leisten", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Susanne Hennig-Wellsow ist eine kraftvolle Frau aus Thüringen, die es geschafft hat, eine Einmaligkeit zu begleiten - nämlich eine rot-rot-grüne Landesregierung unter linker Führung, eine Minderheitsregierung, dazwischen eine Kemmerich-Phase und jetzt eine Corona-Zeit." Diejenige, die dem prominenten Ministerpräsidenten den Rücken frei halte, sei eine "sehr starke Frau".
Deshalb freue es ihn sehr, dass auf einmal zwei Frontfrauen aus Hessen und Thüringen sagten, dass sie es sich zuzutrauen, den Fokus der Partei neu zu schärfen. Beide verkörperten ein breites politisches Spektrum: "eine regierungstragende Fraktionsvorsitzende und eine Fraktionsvorsitzende in der Opposition".
Dazu strahlten sie Freundlichkeit aus und hätten bewiesen, dass sie "Pateitage rocken" könnten. "Mit beiden wäre ein starker Aufbruch und eine Chance jenseits all der Hinterzimmer in der Partei verbunden." Auf parteiintern geäußerte Einwände, wonach die beiden nicht im Bundestag säßen, nicht das gesamte Spektrum der Partei abbildeten und Hennig-Wellsow in Thüringen dringend gebraucht werde, erwiderte Ramelow: "Ja, eigentlich kann ich auf Susanne Hennig-Wellsow nicht verzichten. Das ist für mich ein Einschnitt. Aber ich bin dankbar, dass ich sechs Jahre lang den Rücken frei gehalten gekriegt habe. Deshalb muss ich den Preis zahlen. Wer nur an die Flügelspitzen denkt, der wird am Ende auch das Fliegen nicht lernen. Es kommt darauf an, dass wir kraftvolle Flügel haben, die gemeinsam in die richtige Richtung schlagen und den Wind aufnehmen können, um überhaupt höher zu steigen."
Das Argument, dass die beiden nicht in Berlin seien und nicht im Bundestag, spreche für sie. "Denn eines muss ich einfach mal sagen: Alle, die sich da im Bundestag bewegen, sind verdiente Politiker." Aber manchmal seien sie mehr mit sich beschäftigt als mit den Alltagsproblemen der Menschen. "Da sind Janine und Susanne viel näher an den Menschen dran. Wir sollten nicht in der Berliner Arithmetik denken, sondern in der gesamtdeutschen. Darum ist mir lieber, dass wir kraftvoll aus der Mitte Deutschlands kommen als einfach nur aus dem Raumschiff Bundestag."
Der Erfurter Regierungschef plädierte außerdem dafür, dass sich die Linke einem rot-rot-grünen Bündnis auf Bundesebene nicht verschließen solle. "2021 muss man die Frage beantworten: Wofür regieren?", sagte er dem RND.
"Wer sagt, wir dürfen erst regieren, wenn alle unsere Forderungen erfüllt sind, der wird seine Forderungen nie umsetzen, weil er im Kern ja sagt: Ich will gar nicht regieren, sondern einfach nur eine Latte hoch legen." Dabei lohne es sich auch, mit SPD und Grünen über die NATO zu debattieren, was der linke Parteiflügel strikt ablehnt. "Wir haben Grund, mit SPD und Grünen darüber zu diskutieren, wie sie das sehen, was Trump mit der NATO macht, und wie sie es sehen, was der NATO-Partner Türkei im Moment mit dem Frieden in der Region macht", so Ramelow. "Darüber und über die europäische Antwort müssen wir mit anderen offen und offensiv reden. Wir sollten nicht nur einfach Dogmen an die Tür nageln."
Quelle: dts Nachrichtenagentur