Künast kritisiert Pläne zur Visa-Warndatei
Archivmeldung vom 10.03.2009
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDie Bundesregierung plant eine "Warndatei" über Menschen anzulegen, die besonders häufig Bürger aus Nicht-EU-Ländern einladen und Bürgschaften für diese übernehmen. Damit soll der Visa-Missbrauch eingedämmt werden.
Die geplante Visa-Warndatei der Bundesregierung läuft nach Ansicht von
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast auf eine Kriminalisierung
unschuldiger Bürger hinaus. Die Bürger würden damit wie bei der
Vorratsdatenspeicherung unter Generalverdacht gestellt, sagte sie der
"Neuen Osnabrücker Zeitung". "Das ist praktisch eine Kriminalisierung",
rügte die Grünen-Fraktionschefin.
Um den Missbrauch von Visa zu bekämpfen, will die
Bundesregierung unter anderem Menschen in einer "Vieleinladerdatei"
erfassen, die öfters für Gäste aus dem nicht europäischen Ausland
bürgen. Das Gesetz soll am Mittwoch im Bundeskabinett beraten werden.
Künast verwies darauf, dass sehr viele Stellen auf die diese
Datei zugreifen dürften - neben Polizei und Staatsanwaltschaft etwa
auch die Arbeitsagenturen und der Verfassungsschutz. Die Frage sei, "ob
sich Bürger in Deutschland legal verhalten und trotzdem ins Visier von
Polizei und Verfassungsschutz geraten können", kritisierte sie.
Betroffen seien von der Regelung zum Beispiel Unternehmen oder
Hochschulen mit internationalen Kontakten, die Tourismusbranche,
Vereine und Sportklubs. Schwierigkeiten erwarte sie auch für
binationale Ehen.
Künast verwies auf ein europäisches Visawarnsystem, das im
Sommer 2008 beschlossen wurde. Auch dieses sehe zwar eine
Vieleinladerdatei vor, auf die allerdings nur ein kleiner Kreis von
Personen Zugriff habe, und in der nicht ohne Anlass recherchiert werden
dürfe. Die Bundesregierung habe aber nicht den Aufbau dieser Datei
abgewartet, sondern sei vorgeprescht und dabei "weit über das Ziel
hinaus geschossen".