Kritik an CSU-Forderung nach finanziellen Asyl-Hürden
Der CSU-Vorschlag, dass die Vergabe einer Aufenthaltserlaubnis für Flüchtlinge künftig nicht mehr an der Schutzbedürftigkeit, sondern auch an der Fähigkeit zur "Sicherung des Lebensunterhalts" bemessen werden soll, stößt auf breite Ablehnung.
Staatsrechtler Volker Boehme-Neßler sagte dem TV-Sender "Welt", die
Vergabe von Aufenthaltstiteln an Flüchtlinge richte sich rechtlich
alleine nach der Schutzbedürftigkeit der Person und nicht danach, ob sie
"selber Geld verdienen kann".
Kritik kommt auch aus anderen
Fraktionen und Gruppen im Bundestag. "Die CSU schüttet mal wieder das
Kind mit dem Bade aus, indem sie rechtlich sehr fragwürdige Vorschläge
macht", sagte SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese der "Welt" (Freitagausgabe).
Es sei unbestritten, dass die deutsche Wirtschaft "Fach- und
Arbeitskräfte aus dem Ausland" brauche. "Deutschland sollte deswegen für
die legale Einwanderung einen attraktiven Eindruck machen. Die CSU
bewirkt mit ihrer Anbiederung an die AfD das genaue Gegenteil", so
Wiese.
Die FDP stimmt dem CSU-Plan ebenfalls nicht zu, will aber
die Vergabe unbefristeter Bleiberechte von der Arbeitsaufnahme abhängig
machen. "Es ist sinnvoll, den langfristigen Aufenthalt in unserem Land
an die eigenständige Sicherung des Lebensunterhaltes zu knüpfen", sagte
Ann-Veruschka Jurisch, Migrationspolitikerin der Liberalen der Zeitung.
"Dafür haben sich die Freie Demokraten in den vergangenen Jahren immer
wieder eingesetzt und deshalb haben wir das beispielsweise im neuen
Staatsangehörigkeitsgesetz so geregelt."
Clara Bünger,
rechtspolitische Sprecherin der Linkspartei-Gruppe im Bundestag, will am
Asylrecht festhalten. "Neues Jahr, gleiche alte Leier: Die CSU
präsentiert erneut Vorschläge, die nicht nur moralisch fragwürdig,
sondern auch rechtlich nicht umsetzbar sind", sagte sie. "Das
europäische Asylsystem garantiert Menschen mit Schutzbedarf eine
Aufenthaltserlaubnis - eine grundlegende Lehre aus den Verbrechen des
Nationalsozialismus."
Wörtlich heißt es in einem Papier für die
Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten im oberbayerischen Kloster Seeon:
"Wer eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland erhalten möchte, darf
seinen Lebensunterhalt nicht durch Sozialleistungen bestreiten müssen.
Die Sicherung des Lebensunterhalts muss durch eigene Arbeit
gewährleistet werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur